Deutsche Industriebank IKB:Hässliche Zahlen am Rosenmontag

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Mit der Pleite der IKB schwappte schon im Juli 2007 die Finanzkrise nach Deutschland. Fast fünf Jahre später steckt das Institut noch immer tief in den roten Zahlen. Kurioserweise profitieren davon nun private Kunden.

Hans von der Hagen

Wenn eine Düsseldorfer Bank ihre Zahlen ausgerechnet am Rosenmontag veröffentlicht, darf man stutzig werden. So hat es nun die IKB gemacht, jenes Institut also, das schon unmittelbar nach Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2007 mit zehn Milliarden Euro vom Steuerzahler gerettet werden musste.

Der Blick auf die Bilanz ist in der Tat so verstörend, dass verständlich wird, warum die Mittelstandsbank nicht unbedingt um Aufmerksamkeit ringt: Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2011/12 hat sie abermals ordentlich Verluste gemacht - für die neun Monate von April bis Dezember 2011 weist die IKB nun einen Fehlbetrag von 431 Millionen Euro aus. Damit hat sich der Verlust im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum fast verdreifacht.

Hohe Zinsen für Privatkunden

Wie konnte es dazu kommen? Die Bank sagt, dass der Verlust vor allem Folge eines "hohen negativen Fair-Value-Ergebnisses" sei, das im laufenden Geschäftsjahr sich dramatisch verschlechterte: Es brach von einem Plus von 147 Millionen Euro im Vorjahr aktuell auf minus 314 Millionen Euro ein.

Der "Fair Value" ist der Wert, mit dem beispielsweise Finanzinstrumente in die Bilanz eingestellt werden müssen. Er leitet sich aus dem aktuellen Börsenkurs ab, kann aber auch anhand von theoretischen Modellen berechnet werden. Die Zuspitzung der Staatsschuldenkrise habe nun "zu hohen Marktwertverlusten bei langfristigen Anlagen, Verpflichtungen und Derivaten geführt", sagt die IKB. Das habe das Fair-Value-Ergebnis erheblich belastet und negativ werden lassen.

Trotz der hohen Verluste sei die Liquiditätslage der Bank stabil, beteuert das Institut. Dazu habe vor allem die Verbreiterung "des Funding-Mixes" beigetragen. Will sagen: Weil die Bank, die sich eigentlich auf das Geschäft mit Unternehmen konzentriert, seit rund einem Jahr über die Plattform IKB Direkt nun auch an das Geld privater Kunden kommt, kann sie mögliche Rückgänge an anderer Stelle auffangen.

Wie wichtig diese Kapitalquelle offenbar ist, spiegeln die aktuell hohen Zinssätze des Instituts wider: Immerhin bietet die IKB derzeit für ein einjähriges Festgeld 2,7 Prozent. Damit liegt sie in den einschlägigen Vergleichstabellen weit vorne. Wer so viel zahlt, braucht das Geld - private Kunden können also von der Krise des Instituts profitieren.

Weiterer Stellenabbau

Der aktuelle Eigner, der Finanzinvestor Lone Star, würde die Bank gerne loswerden. Doch der Verkauf stockt. Eine Zeitlang galt die französische Großbank BNP Paribas als interessiert, doch die will die IKB nun auch nicht mehr haben.

Darum will sich das Institut erst mal intern neu aufstellen - 200 Stellen, das sind rund 18 Prozent der Belegschaft, sollen abgebaut werden und die "Effizienz aller wichtigen Geschäftsbereiche" steht auf dem Prüfstand. Schon in den Jahren zuvor waren einige hundert Arbeitsplätze weggefallen.

Die IKB, mit deren Pleite die Finanzkrise in Deutschland begann, steckt also noch immer tief in der Krise. Die Bank formuliert das freilich anders: "Die Ertragserwartungen der IKB sind zeitlich verschoben und das Geschäftsmodell der IKB wird sich verzögert in ein positives Ergebnis umsetzen lassen."

Ganz sicher: Am Rosenmontag wird zumindest am Rhein die Dramatik eines solchen Satzes kaum wahrgenommen werden.

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