Deutsche Börse:Fortschritte in London

Der Traum von einer Mega-Börse rückt näher. Der US-Konkurrent ICE zog sich im Kampf um die London Stock Exchange zurück.

Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter und LSE-Boss Xavier Rolet kommen ihrem Traum von einer europäischen Mega-Börse näher. Der US-Konkurrent ICE, der mit einer Gegenofferte für die London Stock Exchange (LSE) geliebäugelt hatte, zog sich am Mittwoch frustriert aus dem Poker zurück. Er habe ein Jahr lang vergeblich versucht, sich mit dem LSE-Management zu treffen, klagte ICE-Chef Jeffrey Sprecher. Das Engagement der LSE sei "enttäuschend" gewesen.

Durch den Rückzug von Sprecher, der für sein aggressives Vorgehen in Übernahmeschlachten bekannt ist, steigen die Chancen, dass der Zusammenschluss von Deutscher und Londoner Börse im dritten Anlauf gelingt. Die Aktien der Frankfurter schossen knapp sechs Prozent nach oben und waren damit mit Abstand größter Gewinner im Dax. LSE-Papiere brachen zeitweise um zehn Prozent ein, weil ein Wettbieten um die Londoner Börse unwahrscheinlicher geworden ist.

Einige Investoren äußerten Kritik an der LSE. "Wir sind enttäuscht, dass ein konkurrierender und glaubwürdiger Bieter durch das unzureichende Engagement der LSE entmutigt wurde", sagte Jamie Hooper, Fondsmanager bei Axa Investment Managers. Die LSE wies die Schelte zurück. Sie habe alle Informationen zur Verfügung gestellt, aber zu keinem Zeitpunkt ein Angebot der ICE erhalten.

Die Deutsche Börse und die LSE wollen durch ihren gut 25 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss einen europäischen Champion bilden, der den deutlich größeren Konkurrenten aus den USA und Asien Paroli bieten kann. Eine Gegenofferte der ICE, die im März offiziell Interesse an der LSE bekundet hatte, galt dafür neben der Zustimmung der Aufsichtsbehörden als größtes Hindernis. Banker halten es aber für denkbar, dass noch ein anderer Konkurrent seinen Hut in den Ring wirft, etwa die Chicago Mercantile Exchange (CME). Neue Bieter hätten allerdings mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen wie die ICE, sagte eine mit dem Prozess vertraute Person.

Sprecher hat die Intercontinental Exchange (ICE) 2000 gegründet und sie binnen weniger Jahre durch mehrere spektakuläre Übernahmen zu einem der größten Börsenbetreiber weltweit gemacht. 2013 schluckte er die altehrwürdige New York Stock Exchange und damit auch die in London ansässige Derivate-Börse Liffe. Der Versuch, auch die LSE zu kaufen, stieß in London jedoch auf wenig Gegenliebe.

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