Deutsche Bank:Warum die Chinesen sich so für deutsche Banken interessieren

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Die Frankfurter Skyline

(Foto: Getty Images)
  • Die chinesische Investmentfirma HNA steigt als drittgrößter Aktionär bei der Deutschen Bank ein.
  • Ein Grund dafür: Die Investoren suchen Banken, mit denen sie ihre Projekte in Europa finanzieren können, da China die Ausfuhr von Devisen begrenzt hat.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Es traf nicht nur kleine Banken wie die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB, sondern in regelmäßigen Abständen auch große Geldhäuser wie die Commerzbank, die West-LB oder die Dresdner Bank: Sie alle eint, dass chinesische Käufer sich schon mal für sie interessiert haben sollen. Denn fast immer, wenn in den vergangenen Jahren Banken tatsächlich oder vermeintlich zum Verkauf standen, brachten die Verkäufer einen zahlungskräftigen Chinesen ins Spiel. In den meisten Fällen aber wurde daraus: nichts.

Nun aber scheinen die Zeiten vorbei, in denen chinesischen Käufern allenfalls die Rolle des Phantoms zufällt, das den Kaufpreis hochtreiben soll. Nachdem Investoren aus Shanghai oder Hongkong im vergangenen Jahr zahlreiche deutsche Industrieunternehmen übernommen hatten, interessieren sie sich nun offenbar für die Geldbranche. Ausgerechnet der Branchenprimus Deutsche Bank vermeldete vergangene Woche den Einstieg eines Investors aus Fernost: Für 755 Millionen Euro hat das chinesische Unternehmenskonglomerat HNA 3,04 Prozent der Aktien erworben und ist damit nun drittgrößter Aktionär von Deutschlands größter Bank. Wenige Tage zuvor wurde über einen Kauf der Deutsche-Bank-Tochter Postbank durch den chinesischen Immobilienentwickler Dalian Wanda spekuliert. Auch für die ebenfalls zum Verkauf stehende HSH Nordbank wollen offenbar Chinesen bieten.

Es geht den Chinesen darum, Projekte in Europa zu finanzieren

Doch welches Interesse haben Investoren aus Fernost an einem deutschen Geldhaus? Anders als Industrieunternehmen verfügen Banken kaum über interessante Technologien. Außerdem gilt der deutsche Finanzmarkt als umkämpft. Die Motive sind wohl andere. "Diese Investoren haben keine klassischen Renditeziele", sagt Hermann Meller, Fusionsexperte der Rechtsanwaltskanzlei Dentons. Ihnen ginge es um etwas anderes: Weil China angesichts der Kapitalflucht die Ausfuhr von Devisen begrenzt hat, suchten diese Investoren womöglich eine Bank, mit der sie ihre Projekte in Europa finanzieren könnten. "Natürlich bekommen sie auch ohne eigene Bank Kredite, müssen dafür aber sehr hohe Sicherheiten bieten", sagt Meller. Sie seien daher weder an reinen Privatkundenbanken interessiert, noch an Kriseninstituten, die sie mühsam umbauen müssten.

Im Fall der Deutschen Bank hatten die Chinesen ausdrücklich das "attraktive Investment" und die "starke Marke" gelobt. Offiziell können sie mit ihrem Anteil zwar keinen großen Einfluss nehmen; indirekt dürfte sich HNA aber mehr erhoffen als nur einen steigenden Aktienkurs und eine Dividende, etwa Zugang zu Finanzierungen. Solche Investoren hätten immer noch andere Interessen, vermutet ein weiterer großer Aktionär des Geldhauses.

Vor einem Bankkauf jedoch stehen zwei hohe Hürden: Kein Zukauf chinesischer Firmen im Ausland darf derzeit teurer als zehn Milliarden Dollar sein. Kauft ein Unternehmen sich branchenfremd ein, darf der Firmenwert maximal eine Milliarde Dollar betragen. Außerdem muss die deutsche Finanzaufsicht zustimmen, die vom Investor zudem hohe Sicherheiten verlangt. Als vergangenes Jahr die kleine Privatbank Hauck & Aufhäuser an die chinesische Beteiligungsgesellschaft Fosun veräußert wurde, zog sich das Verfahren bereits sehr lange hin.

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