Deutsche Bank:Tabubruch Wochenende

Die Deutsche Bank berät künftig ihre Kunden auch am Samstag. Nach monatelangen Verhandlungen haben die Gewerkschaften den Weg dafür frei gemacht.

Von Andrea Rexer

Bei der Deutschen Bank darf künftig auch samstags gearbeitet werden. Wie die Süddeutsche Zeitung erfahren hat, einigte sich das Institut mit den Gewerkschaften Verdi und dem Deutsche Bankangestellten Verein (dbv) nach monatelangen Verhandlungen. Betroffen sind 400 Bankangestellte, die in acht neu geschaffenen Beratungscentern eingesetzt sind. Kunden können dort am Wochenende Beratungstermine per Telefon oder Videokonferenz vereinbaren. Auch wenn die regulären Filialen nach wie vor nur unter der Woche geöffnet bleiben, gilt die Einigung als Tabubruch in einer Branche, in der die Mitarbeiter noch vor wenigen Jahren auf die Straße gegangen wären, um Samstagsarbeit zu verhindern.

"Ich bin davon überzeugt, dass wir genügend Mitarbeiter motivieren können, freiwillig am Samstag zu arbeiten und somit kein Druck auf die restliche Belegschaft ausgeübt wird", sagt DBV-Bundesvorsitzender Stephan Szukalski. Der Hintergrund: Den Mitarbeitern wird die Wochenendarbeit durch ein Paket von Vergünstigungen versüßt. Jan Duscheck, Verhandlungsführer von Verdi, sagt: "Die Samstagsarbeit hat einen hohen Preis, und die Deutsche Bank war bereit, ihn zu bezahlen." Die Mitarbeiter bekommen den Informationen zufolge 30 Prozent Gehaltszuschlag und einen ganzen freien Tag unter der Woche. Für jeden fünften gearbeiteten Samstag kommt ein weiterer freier Tag hinzu. Geht man von einem Mitarbeiter aus, der künftig einmal im Monat am Wochenende arbeitet, so reduziert sich seine Arbeitszeit von 39 auf 37,1 Stunden, da am Samstag nur sechs Stunden gearbeitet werden.

Auch bei einem weiteren sehr emotional besetzten Thema haben sich die Gewerkschaften durchgesetzt: Die betroffenen 400 Mitarbeiter haben künftig wieder Recht auf eine Vorruhestandsregelung.

Wichtig war für die Gewerkschaften, dass der Einsatz am Samstag auf Freiwilligkeit basiert. Mitarbeiter, die aus familiären Gründen, wegen eines Ehrenamts oder einer Weiterbildung einen Dienst nicht übernehmen können, dürfen nicht gezwungen werden. Die Vereinbarungen gelten bis Ende 2019. Die Deutsche Bank kommentierte die Informationen nicht.

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