Deutsche Bank:Sparprogramm wird um Milliarden ausgeweitet

Deutsche Bank in Frankfurt

Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt.

(Foto: REUTERS)

Schnelleres Digitalisieren und Auslagern nach Indien und Rumänien: Die Deutsche Bank will noch mehr Milliarden als geplant einsparen, um zu Goldman Sachs und anderen Elite-Banken aufzuschließen. Zu Arbeitsplätzen äußert sie sich vage.

Von Harald Freiberger, Frankfurt

Die Deutsche Bank verschärft ihren Sparkurs. Bis Ende 2018 sollen die Kosten über die bereits bekannten Pläne hinaus um bis zu 2,5 Milliarden Euro verringert werden. Das berichtet das Handelsblatt, das sich auf Finanzkreise beruft. Die Deutsche Bank bestätigte der SZ, dass in letzter Zeit zusätzliche Kosten aufgelaufen seien. Diese müssten mit verstärkten Sparanstrengungen ausgeglichen werden, hieß es in Finanzkreisen.

Bisher hatten die beiden Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen angekündigt, bis Ende 2015 etwa 4,5 Milliarden Euro einsparen zu wollen. Der Zeitraum soll nun bis Ende 2018 verlängert werden; gleichzeitig erhöht sich das Sparvolumen auf sechs bis sieben Milliarden Euro. Aus Finanzkreisen hieß es aber, über die genaue Höhe sei noch nicht entschieden.

Zwar liege man mit dem bisherigen Programm "über Plan" und halte "unverändert an unseren vereinbarten Zielen fest", sagte der Sprecher. Den erfolgreichen Sparbemühungen stünden aber auch unerwartet gestiegene Kosten gegenüber. Ein wichtiger Faktor sei die verschärfte Regulierung, durch die man neue Mitarbeiter einstellen und neue Systeme habe installieren müssen.

Ein zusätzlicher Abbau von Arbeitsplätzen soll nicht im Zentrum der Pläne stehen. Vielmehr gehe es darum, mit neuen Technologien effizienter zu werden und die Abläufe zu straffen. Die Controller der Bank seien auf der Suche nach weiteren Einsparchancen.

Insgesamt geht es um Hunderte einzelne Schritte, sagte ein führender Deutschbanker der Zeitung. Jain und Fitschen haben bereits einige Bereiche ausgemacht, in denen sich die Kosten weiter senken lassen. Beispiele: Bei der Kölner Vermögensverwaltungs-Tochter Sal. Oppenheim Future soll die Abwicklung des Handels auf das Frankfurter System übertragen werden, so wie es bei der Postbank bereits gemacht wurde. Im Privatkundengeschäft soll das Programm "Next" die Abläufe im Online- und Mobilebanking voranbringen.

Weitere Sparideen: In der Wertpapierabwicklung will die Deutsche Bank mehr Aufträge für externe Kunden übernehmen und so durch größere Mengen Kosten einsparen. Die Vermögensverwaltung soll stärker digitalisiert werden, das soll die Kosten ebenfalls senken. Und das Risk Center in Berlin, eine erst vor kurzem gegründete Spezialtruppe für Risikomanagement, soll sich künftig auf hochwertigere Dienstleistungen konzentrieren. Leichtere Aufgaben könnten nach Indien oder Rumänien verlagert werden. Die Zahl der Mitarbeiter im Risk Center soll aber in etwa gleich bleiben.

Die Konkurrenten sind effizienter

Mit dem verschärften Sparprogramm wollen Jain und Fitschen zur Konkurrenz aufschließen. Großbanken wie Goldman Sachs, JP Morgan oder Barclays arbeiten deutlich effizienter. Bei der Deutschen Bank gehen von jedem eingenommenen Euro 77 Cent für Kosten drauf. Bei den Wettbewerbern liegt diese sogenannte Kosten-Ertrags-Quote unter 70 Prozent. Als Jain und Fitschen 2012 ihr Amt übernahmen, lag die Quote bei 92,5 Prozent. Ihr Plan war es, binnen zwei Jahren auf 65 Prozent zu kommen. Da sie dies nicht schafften, mussten sie die Frist bis Ende 2016 verlängern. Nun versuchen sie, den Prozess zu beschleunigen.

"Wir wissen, dass wir uns auch in Zukunft auf schwierigem Terrain bewegen werden", sagte Fitschen Anfang des Jahres. Das Ergebnis der Deutschen Bank wird immer wieder durch hohe Kosten aus Rechtsstreitigkeiten belastet. Dazu zählen die Manipulationen am Devisenmarkt und des Interbanken-Zinssatzes Libor sowie der Streit mit den Erben des Medien-Moguls Leo Kirch. Hinzu kommen die Belastungen wegen der verschärften Regulierung und des extrem niedrigen Zinsniveaus. Deshalb soll strenge Kostenkontrolle bei der größten deutschen Bank zur permanenten Aufgabe werden. Die Führungsriege will die Mitarbeiter in den kommenden Wochen auf den neuen Kurs einschwören.

Börsenanleger honorierten die Pläne am Freitag nicht: Die Aktie der Deutschen Bank stand am Nachmittag mit 0,3 Prozent im Minus.

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