Deutsche Bank:Schlechtes Klima

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Der Grüne Klimafonds unterstützt Projekte in armen Ländern. (Foto: Nicolad Asfouri/Afp)

Die Deutsche Bank wird UN-Partner beim Kampf gegen die Erderwärmung. Umweltschützer sind alarmiert und wegen der bisherigen Rolle des Instituts entsetzt. Sie formulieren Bedingungen für eine rasche CO2-Bepreisung.

Von Markus Balser, Berlin

Es ging um viel, als sich Ende des vergangenen Jahres Vertreter aus 21 Ländern in Berlin trafen. Ihr Ziel: Der internationale Klimaschutz solle nicht länger ein unterfinanziertes Hobby reicher Nationen bleiben. Die Regierungen verpflichteten sich damals, über einen internationalen Fonds, gefüllt mit Milliarden Dollar, eine globale Energiewende zu forcieren und auch den armen Ländern bei der Anpassung an den Klimawandel zu helfen. Die internationale Geberkonferenz in Berlin kündigte an, den sogenannten Grünen Klimafonds (GCF) der internationalen Gemeinschaft mit 9,3 Milliarden Dollar für die ersten vier Jahre zu füllen.

Und das soll erst der Anfang sein. Der GCF war auf der UN-Klimakonferenz in Cancún 2010 beschlossen worden. Er soll noch in diesem Jahr beginnen, erste Projekte zu finanzieren und könnte Stück für Stück zur wichtigsten Quelle jener 100 Milliarden Dollar werden, die Industrieländer von 2020 an den Entwicklungsländern für ambitionierten Klimaschutz versprochen haben.

Dass sich da etwas anbahnt, wurde offenbar auch internationalen Großbanken klar. In einer ersten Bewerbungsrunde konnten sich die Institute in den vergangenen Wochen als durchführende Banken bewerben - angesichts der Fondssumme eine attraktive Gelegenheit. Zumal den Banken eine wichtige Rolle zukommt. Sie reichen die Anträge auf Förderung von Projekten und Programmen ein. Das gibt ihnen Entscheidungsspielraum, auch wenn am Ende das Direktorium des Fonds über die Bewilligung der Anträge entscheidet.

Am Donnerstag nahm der Fonds an seinem Sitz in Südkorea insgesamt 13 internationale Institute in den Kreis der akkreditierten Banken auf - und löste heftige Proteste von Umweltschützern aus. Denn als erste Privatbank überhaupt wurde die Deutsche Bank akkreditiert. "Die Deutsche Bank gehört weltweit regelmäßig zu den zehn größten Finanzierern der Kohleindustrie. Dass ausgerechnet eine Bank, die mit am stärksten zum Klimawandel beiträgt, nun Geld für Klimaschutzmaßnahmen verteilen soll, ist paradox", klagt Regine Richter, Klimaexpertin der Organisation Urgewald.

Der Nichtregierungsorganisation Banktracker zufolge hat die Deutsche Bank zwischen 2005 und April 2014 mehr als 15 Milliarden Dollar in Firmen investiert, die Kohleabbau und -verstromung betreiben. Damit steht sie auf Platz zehn der Banken, die weltweit Kohle finanzieren. Und während sich immer mehr Investoren weltweit aus der Kohle zurückziehen, hat die Deutsche Bank noch Anfang 2015 eine Kapitalerhöhung für Coal India durchgeführt, den größten Minenbetreiber Indiens. Andere Experten hoffen nun auf ein Umdenken im Frankfurter Institut und darüber hinaus. "Der Grüne Klimafonds ist enorm wichtig, damit die Entwicklungsländer durch finanzielle Transfers bei ihrem Abschied von der Kohle unterstützt werden", sagt Ottmar Edenhofer, Direktor der Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change. Er könne aber kaum vernünftig arbeiten, solange es keine CO₂-Bepreisung gibt. "Wenn der Grüne Klimafonds nun die Deutsche Bank akkreditiert hat, sollte diese das größte Interesse daran haben, sich für eine CO₂-Bepreisung einzusetzen." Denn dann werde klar, welche Investitionen sich angesichts einer ambitionierten Klimapolitik in Zukunft überhaupt lohnen.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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