Deutsche Bank:"Natürlich fragen einige Kunden"

A statue is seen next to the logo of Germany's Deutsche Bank in Frankfurt

Der Verkauf ihrer Vermögensverwaltung könnte der Bank Milliarden einbringen. Am Aktienmarkt wird deswegen spekuliert, dass sich Cryan von der Sparte trennen könnte.

(Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Nach dem Kurssturz versucht die Deutsche Bank, die Lage zu beruhigen. Die Kunden würden die Lage verstehen, sagt der Chef der Vermögensverwaltung.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Nach Spekulationen um eine drohende Schieflage und dem jüngsten Sturz ihrer Aktie versucht die Deutsche Bank Mitarbeiter und Kunden zu beruhigen. "Natürlich fragen einige unserer Kunden, was gerade mit der Deutschen Bank los ist. Wir erklären ihnen dann, dass wir besser dastehen als es von außen wahrgenommen wird", sagte Fabrizio Campelli, seit Oktober 2015 Chef der Vermögensverwaltung, der Süddeutschen Zeitung.

Die Kunden würden die Lage verstehen. "Wir haben derzeit keine auffälligen Abflüsse von Kundengeldern", sagte Campelli. Aktuelle Zahlen nannte er nicht, die Bank veröffentlicht die Daten zum verwalteten Vermögen nur quartalsweise. Ende Juni waren es 361 Milliarden Euro.

Bis Herbst 2015 war der 43-jährige Italiener Leiter der Strategieabteilung der Bank, seither ist er verantwortlich für das Geschäft mit reichen Privatkunden, das seinerzeit in die Privatkundensparte von Vorstand Christian Sewing verschoben wurde. Die Vermögensverwaltung für Profi-Investoren und das Fondsgeschäft (Deutsche Asset Management) hingegen wurden in eine andere Sparte ausgelagert.

Für Campellis Geschäft sind die jüngsten Schwierigkeiten der Bank heikel. Vorstandschef John Cryan will die Vermögensverwaltung eigentlich deutlich ausbauen, um unabhängiger vom Investmentbanking zu werden. Das Geschäft liefert stabile Erträge und Gewinne und muss mit deutlich weniger Eigenkapital unterlegt werden als das riskante Handelsgeschäft.

Aus genau diesem Grund aber würde ein Verkauf des Geschäfts der Bank wohl einige Milliarden einbringen. Am Aktienmarkt wird daher spekuliert, dass sich Cryan im schlimmsten Fall von Teilen oder der gesamten Vermögensverwaltung trennen müsste. Offiziell weist Cryan das zwar stets zurück; in den Sanierungsplänen, welche die Bank - wie alle Institute - den Aufsehern vorlegen muss, dürfte das jedoch als eine der Not-Maßnahmen aufgeführt sein, falls die Bank dringend Kapital benötigt.

Die angedrohte Milliardenstrafe, Gerüchte um Staatshilfe - und die Aktie sank so tief wie nie

Das wiederum könnte passieren, wenn die USA die jüngst angedrohte Strafe von 14 Milliarden Dollar durchsetzen. Spekulationen, dass dann sogar ein Staatseinstieg nötig sein könnte, hatten die Aktie des größten deutschen Geldhauses zu Anfang der Woche auf ein Rekordtief von gut zehn Euro gedrückt. Kurz vor der Finanzkrise kosteten die Papiere noch gut 100 Euro.

In der Sparte für Profi-Investoren (Deutsche Asset Management) führte die Unruhe bereits zu einem Exodus wichtiger Manager; auch zogen Kunden mehr Geld ab als es üblichen Schwankungen entspricht.

Kein Wunder, dass Campelli die Ziele für seine Wealth-Management-Sparte nun etwas zurückhaltender formuliert. Zu Jahresanfang hatte der Manager die Losung ausgegeben, dass die Bank "die nächsten Jahre" zu den fünf größten Vermögensverwaltern der Welt aufschließen soll. Dieses Ziel habe die Bank weiter im Blick, sagte er. Eine Frist dafür gebe es nicht: "Wenn das bis 2020 klappt, dann würde mich das freuen. Wenn es länger dauert, ist das auch in Ordnung". Die neuesten verfügbaren Zahlen des britischen Informationsdienstes Scorpio zeigen die Bank auf dem zwölften Rang der Liste der global größten Vermögensverwalter.

Campelli betonte freilich auch, dass sein Geschäft weiter zum Kern der Bank gehöre. "Die Vermögensverwaltung ist und bleibt fester Bestandteil der Deutschen Bank". Er solle dauerhaft wettbewerbsfähig bleiben und zwar - sagte er scherzhaft - "auch noch die kommenden 150 Jahre" in der Geschichte der Bank. Ob man aber wirklich in allen 20 Ländern vertreten sein müsse, werde laufend überprüft. "Dort, wo wir präsent bleiben, wollen wir weiter wachsen, und dort investieren wir auch". In diesen Ländern stelle die Bank auch weiter ein, sagte er.

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