Deutsche Bank:Kollege hört mit

Dunkle Wolken über der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank ist das größte Institut der Euro-Zone, deshalb schaut die Aufsicht genau hin.

(Foto: Arne Dedert/dpa)

In den USA konnten Mitarbeiter über Jahre vertraulichen Informationen lauschen. Die US-Aufsichtsbehörde Finra verhängte deshalb nun eine Strafe von 12,5 Millionen Dollar.

Bei der Deutschen Bank in den USA konnten Mitarbeiter über Jahre vertrauliche Informationen mithören, die nicht für sie bestimmt waren. Die US-Aufsichtsbehörde Finra verhängte deshalb am Montag eine Strafe von 12,5 Millionen Dollar (11,3 Millionen Euro) gegen das Institut.

Konkret monierte die Aufsicht eine Sprechanlage, mit der Mitarbeiter des Investmentbankings Informationen an eigene Händler weitergaben, zum Beispiel Analysen von Aktien. Diese sogenannten Hoots werden per interner Lautsprecheranlage (squawk box) übertragen; sie sind für die Händler bestimmt, die so schnell reagieren können. Die US-Behörde moniert, dass bei der Deutschen-Bank-Tochter in den USA von 2008 bis 2014 auch Mitarbeiter der Vermögensabteilung diese Hoots hören konnten. Das Institut habe zahlreiche Hinweise aus ihren eigenen Abteilungen erhalten, dass dies nicht in Ordnung war, habe sie aber ignoriert, erklärte die Finra. Das Geldinstitut habe die Vorwürfe weder zugegeben noch abgestritten. Nun sei aber eine Übereinkunft erzielt worden. Ein Sprecher der Bank in Frankfurt lehnte einen Kommentar ab.

Im Prinzip geht es um das Problem von "Chinese Walls", die Finanzaufseher den Banken vorschreiben, um Interessenkonflikte und die Weitergabe von Insider-Informationen zu vermeiden. Ein klassisches Beispiel: Die Abteilung, die Unternehmen bei Übernahmen und Fusionen berät, muss von der Handelsabteilung strikt getrennt werden. Denn solche Informationen beeinflussen in der Regel den Aktienkurs stark; erfahren die Händler vorab davon, können sie dies zum eigenen Vorteil ausnutzen. Solche Chinese Walls sind zwischen verschiedenen Bereichen einer Bank vorgeschrieben. Die Finanzaufsicht wacht über deren Einhaltung.

Die US-Behörde Finra moniert keine konkreten Verstöße, sondern grundsätzliche Mängel in der Organisation, denen die Deutsche Bank trotz Ermahnungen nicht abgeholfen habe.

Die Deutsche Bank wird zudem die Debatte über ihre Kapitalausstattung nicht los. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim kam jetzt in einer Studie zu dem Schluss, dass die Bank im Fall einer neuen Finanzkrise nicht genügend Eigenkapital hätte, um die zu erwartenden Verluste auszugleichen. Die Lücke betrage 19 Milliarden Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: