Deutsche Bank:Herabgestuft

Dunkle Wolken über der Deutschen Bank

Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt: Das Geldinstitut kommt nicht zur Ruhe.

(Foto: Arne Dedert/dpa)

Die schlechten Nachrichten hören einfach nicht auf: Erst wird ein neuer Skandal um Betrügereien bekannt, dann senkt eine Ratingagentur die Noten für die Deutsche Bank.

Von Meike Schreiber

Gerade hatte John Cryan noch mit aller Kraft den Neuanfang beschworen. Die Deutsche Bank werde ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft wiederfinden, hatte er den Aktionären auf der Hauptversammlung in der vergangenen Woche entgegengerufen. Und: Sie wolle weiterhin weltweit ein starker Partner für deutsche und europäische Unternehmen sein.

Schöne Worte. Doch nur wenige Tage nach der Aktionärsversammlung - auf der es an Kritik der Anteilseigner nicht mangelte - zeigt sich im Detail, wie schwer dem neuen Deutsche-Bank-Chef dieser Umbau fallen dürfte. Mit Macht drängten zur Wochenmitte nicht nur neue Rechtsstreitigkeiten und unsaubere Handelsgeschäfte auf die Tagesordnung zurück. Auch die Ratingagentur Moody's machte Ernst mit ihrer Drohung und senkte die Bonitätsnoten der größten deutschen Bank um jeweils eine Stufe und damit gleich zum zweitem Mal in diesem Jahr. Was technisch klingt, hat es in sich: Hatte die Deutsche Bank noch in den Neunzigerjahren stets ein Spitzenrating, ist sie nun nur noch zwei Noten vom berüchtigten Ramschniveau entfernt. Dort befinden sich Unternehmen, die ihre Schulden möglicherweise nicht zurückzahlen. Die Kreditwürdigkeit der Bank ist damit so schlecht bewertet wie noch nie. Da viele andere Großbanken besser benotet sind, erschwert das zahlreiche ihrer Geschäfte und verteuert die Refinanzierung.

Entsprechend versuchte Cryan gar nicht erst, die Herabstufung zu beschönigen, so wie er die vielen Probleme bereits in den ersten Monaten seiner Amtszeit schonungslos - und aus Sicht mancher Kollegen allzu offen - angesprochen hatte. "Wir sind sehr enttäuscht", sagte Cryan am Dienstag am Rande einer Konferenz in Madrid. "Wir haben genug Kapital, um unsere Schulden vier Mal zurückzuzahlen".

Natürlich geht auch Moody's weiter davon aus, dass die Bank ihre Schulden bedienen kann, die Agentur begründete die Herabstufung vielmehr mit den jüngsten schwachen Quartalsergebnissen. Die Bank erwirtschafte derzeit einfach nicht genug Erträge und werde es schwer haben, die Kapitalrücklagen wie geplant zu stärken. Derzeit schwanken vor allem die Einnahmen im Investmentbanking stark, die Kosten aber verharren auf hohem Niveau. Im Gesamtjahr droht wohl erneut ein Verlust.

Die Manipulation des Libor-Zinssatzes könnte erneut vor Gericht landen

Wie hoch dieser ausfällt, hängt nun entscheidend davon ab, wie viel Geld die Bank noch für Rechtsstreitigkeiten ausgeben muss. 12,7 Milliarden Euro hat sie dafür seit 2012 gezahlt oder zurückgestellt, allmählich sei man damit "auf der Zielgeraden", hatte Cryan auf der Hauptversammlung gesagt. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge überprüft nun aber die US-Aufsichtsbehörde SEC, ob die Frankfurter 2013 Hypothekenpapiere zu hoch bewertet und damit Verluste verschleiert hätten. Demnach gibt es Hinweise darauf, dass die Bank Hypothekenpapiere im dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich zu spät abgeschrieben hat. Unklar blieb, ob daraus nun erneut hohe Strafen folgen können; die Bank jedenfalls kommentierte das Thema mit ihrem Standardsatz, wonach sie mit den Behörden kooperiere.

Auch im Fall der Manipulation des Libor-Zinssatzes gab es für die Bank erneut schlechte Nachrichten: Dieser könnte nun erneut vor Gericht landen. Ein US-Berufungsgericht entschied am Montag, dass eine niedrigere Instanz die Kartellvorwürfe mehrerer Investoren 2013 zu Unrecht abgelehnt hatte. Diese richten sich gegen 16 Institute, darunter die Deutsche Bank.

Als wäre all das nicht genug, kam am Montagabend auch noch heraus, dass die Bank 2015 wegen eines "externen Betrugsfalles" Verluste von rund 450 Millionen Euro erlitten hatte. Über den Fall hatte die Bank bereits im Kleingedruckten des im März veröffentlichten Geschäftsberichts informiert. Nach SZ-Informationen handelt es sich jedoch nicht um einen neuen Fall. Insidern zufolge steht er vielmehr im Zusammenhang mit Geldwäsche mit Hilfe von russischen und britischen Aktien in der Russland-Niederlassung. Der Fall gilt derzeit als eines der letzten großen Rechtsrisiken. 2015 hatte die Bank dafür Rückstellungen gebildet, bislang aber keine Hinweise zur Höhe gegeben.

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