Deutsche Bank:Die Ziele der Scheichs

Machen die Großaktionäre der Deutschen Bank aus China und Katar gemeinsame Sache? Das ist der Gegenstand einer Klage vor dem Frankfurter Landgericht. Die Deutsche Bank nimmt ihre größten Anteilseigner nun gegen die Vorwürfe in Schutz.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Haben sich die beiden größten Aktionäre der Deutschen Bank verbotenerweise abgesprochen, noch dazu im Bündnis mit Aufsichtsratschef Paul Achleitner und gegen Vorstandschef John Cryan? Das jedenfalls ist der Gegenstand einer Klage, die Aktionäre im Sommer vor dem Landgericht Frankfurt eingereicht haben. Sie zielt nicht nur darauf ab, die Beschlüsse der Hauptversammlung anzufechten, sondern enthält auch zahlreiche Vorwürfe an die Adressen der Großaktionäre aus Katar und China. Die Katarer hätten mit Unterstützung von Achleitner eine verdeckte maßgebliche Beteiligung aufgebaut und benutzten HNA, den chinesischen Mischkonzern, als Stroh-Aktionär. Zusammen kontrollieren sie seit Frühjahr fast zwanzig Prozent der Deutsche-Bank-Aktien.

Zwei Aktionäre aus Katar und China dominieren den Investorenkreis der Bank

In ihrer Klageerwiderung, die der SZ vorliegt, wischt die Deutsche Bank die Vorwürfe nun als "umfangreiche Verschwörungstheorie" beiseite. Man habe keinerlei Anhaltspunkte für ein "Acting in Concert", wie Juristen verbotene Absprachen zulasten von Minderheitsaktionären nennen, heißt es in dem fast hundert Seiten langen Schriftsatz. Sowohl die katarischen Aktionäre als auch die Chinesen hätten sich im Einklang mit den aktien- und kapitalmarktrechtlichen Vorschriften beteiligt, ohne dass es zu irgendwelchen Nebengeschäften gekommen sei. Auch hätten die Katarer (zwei Scheichs der Herrscherfamilie Al-Thani) "zu keiner Zeit Einfluss auf die Strategie oder bestimmte Geschäfte" genommen, gibt sich die Bank überzeugt. Die Finanzaufsicht Bafin untersucht ebenfalls seit Wochen, ob die Großaktionäre gemeinsame Sache machen. Die Bank hatte sich daher bereits das ein oder andere Mal dazu geäußert. Die Klageschrift dokumentiert nun aber erstmals umfangreich die Sichtweise der Bank. Daran dürfte sie gemessen werden, sollte herauskommen, dass sich manches doch so zugetragen hat, wie die Kläger vermuten.

Diese werfen dem Geldhaus und den Großaktionären unter anderem vor, die derzeitige Integration der Postbank sei eine Vorbereitungsmaßnahme, um das Privatkundengeschäft später komplett zu verkaufen. Außerdem hätten sie verlangt, dass Cryan sein Amt bereits 2019 und damit vor Vertragsende an die Vorstandskollegen Marcus Schenck und Christian Sewing übergibt. Hinter der Klage stehen Aktionäre, die seit Längerem mit der Bank im Clinch liegen, unter anderem der Frankfurter Rechtsanwalt Jan Bayer sowie der Münchener Kollege Oliver Krauß. Beide haben die Bank gerade erfolgreich vor dem Kölner Landgericht auf eine Nachzahlung an ehemalige Postbank-Aktionäre verklagt. Auch dabei ging es um "Acting in Concert".

Die aktuelle Klage zielt nicht nur auf den Einfluss der Kataris ab, sondern problematisiert auch die Ziele von HNA. Der chinesische Konzern steht derzeit weltweit im Visier der Aufseher, weil nicht klar ist, wer dort tatsächlich das Sagen hat. Auch Cryan begegnet HNA dem Vernehmen nach mit Misstrauen. Aus der Klageerwiderung geht nun hervor, dass die Bank zumindest keine Hinweise hat, dass es sich bei HNA um ein "getarntes Staatsunternehmen" handelt. Wann das Gericht in der Sache entscheidet, ist offen. Klarheit wird es wohl spätestens vor der kommenden Hauptversammlung geben.

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