Deutsche Bank:Die Boni-Debatte zeigt: Geld stinkt doch

Deutsche Bank

Banker- und Managergehälter werden nur in den seltensten Fällen eingeschränkt, auch bei der Deutschen Bank.

(Foto: picture alliance / dpa)

Endlich kappt die Deutsche Bank ihre Boni für Führungskräfte. Doch der Schritt kommt zu spät: Ihr Image ist bereits kaputt und die Gesellschaft maßlos verhöhnt.

Kommentar von Karl-Heinz Büschemann

Manchmal lässt die Abschaffung ärgerlicher Dinge lange auf sich warten. Die Deutsche Bank hat fast ein Jahrzehnt gebraucht, um eines der größten Ärgernisse ihrer Geschäftspolitik zu ändern: die hohen Boni für ihre Chefs und Investmentbanker sollen drastisch gesenkt werden. Sie will damit auch ein Zeichen setzen. Wenn sie in einer Krise steckt und Milliarden sparen muss, sollen nicht nur kleine Angestellte mir ihren Arbeitsplätzen zahlen, sondern auch die großen Tiere. Es wurde Zeit: Vorstandschef John Cryan beklagt schon lange, dass die Banker zu viel verdienen. Geändert hatte sich aber nur wenig.

Die üppigen Zahlungen an die Banker hatten für den kaum erträglichen Eindruck gesorgt, dass der Staat, also der Steuerzahler, einzelne Banken wie die Commerzbank retten musste, die großen Spieler in Vorständen oder Investmentabteilungen aber ungeschoren bleiben und noch mit hohen Boni belohnt werden. Das war politisch ein fatales Signal.

Aber diese Verhöhnung der Gesellschaft durch die Banker ist an ihre Grenzen gekommen, die Spitzengehälter in der Wirtschaft sind zum Politikum geworden. Die Toleranz gegenüber Millioneneinkommen ist drastisch gesunken. Verstärkt durch eine Debatte über die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, hat die Deutsche Bank offenbar begriffen, dass sie etwas ändern muss.

Aufsichtsrat und Management bereichern sich häufig gegenseitig

Ob die Frankfurter aber wirklich verstanden haben, dass sie einen Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden leisten müssen, ist noch nicht sicher: Bei der Bank sind offenbar Auffangregelungen geplant, die den Wegfall der Boni wenigstens zum Teil ausgleichen sollen. Die hitzige Debatte über die unverhältnismäßige Bezahlung von Bankern hört möglicherweise noch lange nicht auf.

Die Banker- und Manager-Gehälter einzuschränken ist schwierig, weil es in den Konzernen offenbar einen Filz der gegenseitigen Bereicherung gibt. Aufsichtsräte winken aberwitzige Bezahlungsmodelle mit leichter Hand durch, mit der gut klingenden Behauptung, Spitzenkräfte müssten wettbewerbsfähig bezahlt werden. Dieses Argument ist nicht stichhaltig. Für Konzernchefs gibt es keinen internationalen Markt, auf dem sie beliebig hin- und her pendeln. Deutsche Manager im Ausland sind selten.

Die Aufsichtsräte profitieren selbst von ihrer Großzügigkeit, wenn sie mit einigen hunderttausend Euro für wenige Sitzungen im Jahr belohnt werden. Zudem ist Wohlverhalten bequemer. Aufsichtsräte zeigen bisher wenig Interesse, sich mit dem Management anzulegen und Bezahlungsexzesse zu stoppen.

Eigentümer und Aktionäre haben in der Boni-Frage krass versagt

Daher will SPD-Chef Sigmar Gabriel die Gehälter der Chefs mit Steuern oder Gesetzen bremsen. Das klingt im Wahlkampf gut, aber es wird nicht wirken. Der Staat kann keine Preise vorschreiben, auch nicht die für Topmanager. Sind fünf Millionen Euro im Jahr angemessen oder zehn? Wer will das bestimmen? Die Politik kann nur Scheinlösungen feilbieten.

Die Unternehmen müssen selbst dafür sorgen, dass Anstand und Moral noch eine Bedeutung haben. Es ist Sache der Eigentümer, der Aktionäre, die in dieser Frage bisher krass versagt haben. Beim Industriekonzern Volkswagen hat sogar der Staat als Miteigentümer in schöner Eintracht neben der Gewerkschaft IG Metall für das Rekordeinkommen von über 15 Millionen Euro für den langjährigen Chef Martin Winterkorn gesorgt, der eine maßgebliche Verantwortung für die Abgaskatastrophe in Wolfsburg trägt.

Die Debatte über die Irrsinnsgehälter wird sich erst beruhigen, wenn die Gehaltssysteme vereinfacht werden, wenn der normale Mensch erkennen kann, dass die Boni im Zusammenhang stehen mit persönlicher Leistung oder dem Erfolg eines Unternehmens. Es ist nicht gut, wenn die fette Belohnung, die ihren Grund in guten Geschäften der Vergangenheit hat, erst fällig wird, wenn ein Unternehmen schon in einer nächsten Krise steckt.

Die Aufsichtsräte haben bisher nicht verstanden, dass es für sie einen Anreiz gibt, die Gehälter und Boni im Zaum zu halten. Dass die Deutsche Bank heute das Image einer Skandalbank hat, liegt an dubiosen und kriminellen Geschäften, für die sie heute zu Lasten ihrer Mitarbeiter Milliarden zahlen muss. Aber es liegt auch an den unverschämt hohen Bezügen ihrer Spitzenkräfte. Dass VW als krimineller Konzern am Pranger steht, wird dadurch verstärkt, dass der Wolfsburger die höchsten Vorstandsgehälter der deutschen Industrie zahlt. Geld stinkt eben doch manchmal. Wo Eigentümer und Aufsichtsräte ihre Arbeit nicht machen, kommt die Quittung sehr schnell. Unverhältnismäßige Bezahlung lohnt sich nicht.

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