Deutsche Bank:Der höfliche Brite enttäuscht die Anleger

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  • Die Deutsche Bank macht auch 2016 noch 1,4 Milliarden Euro Verlust. Alte Skandale kosten dem Institut viel Geld.
  • Chef Cryan will die Bank mit kleinen Schritten reformieren. Einem radikalen Strategieschwenk erteilt er eine Absage.

Von Andrea Rexer, Frankfurt

Er poltert nicht. Er steht nicht gern im Blitzlicht. Fast schüchtern lächelt John Cryan in die Kameras, befolgt die Kommandos der Fotografen, die seinen Blick zuerst in die eine und dann in die andere Richtung dirigieren. Er zeigt sich vorsichtig und bedacht. Und so führt er auch die Bank. "2016 war ein Jahr der kleinen Schritte. Aber es waren viele kleine Schritte, die unsere Bank vorangebracht haben. Auch wenn Sie das meiste davon nicht in den Ergebnissen sehen können", sagt Cryan bei der Vorstellung der Jahreszahlen.

In der Tat hat das größte deutsche Geldhaus auch 2016 Verluste gemacht. 1,4 Milliarden Euro beträgt das Minus. Verursacht haben das vor allem die Altlasten aus den Zeiten vor der Finanzkrise. "Auch wir sind mit diesen Zahlen natürlich nicht zufrieden", sagte Cryan. Doch eine neue Strategie will er dem Haus trotzdem nicht verpassen. "Ein abrupter Strategieschwenk hat sich selten bewährt. Was wir sind, wird sich nicht grundsätzlich ändern", so Cryan. Von dieser vagen Aussage waren die Anleger offenbar enttäuscht. Zeitweise war die Aktie der Deutschen Bank mit fünf Prozent Minus der größte Verlierer im Dax.

Cryan bittet um Entschuldigung: "Es wurden schwerwiegende Fehler gemacht"

Die größten Brocken bei den Rechtsstreitigkeiten sind für die Deutsche Bank jetzt abgehakt. "Wir haben nun wesentliche Rechtsfälle abgeschlossen", sagte Cryan. Er schloss eine Entschuldigung an. "Es wurden schwerwiegende Fehler gemacht", sagte er mit Blick auf die Geschäfte in den USA, die zu den hohen Vergleichszahlungen führten. "Das gilt leider auch für andere Fälle." Im Namen des Vorstands wolle er sein "tiefes Bedauern ausdrücken", so Cryan. Er wolle alles dafür tun, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen können. Der Brite ist seit Mitte 2015 Chef der Deutschen Bank.

Im vergangenen Herbst sickerten Gerüchte durch, dass das US-Justizministerium eine Strafe von 14 Milliarden Dollar fordere. An den Märkten brach Panik aus. Es wurde sogar über Staatshilfen spekuliert. Wie ernst diese Krise der Bank damals war, lässt sich an der Bilanz ablesen ( PDF). Kunden in allen Geschäftsbereichen zogen sich zurück. Im Gesamtjahr flossen in der Vermögensverwaltung 41 Milliarden Euro Kundengelder ab. Erst als sich kurz vor Weihnachten die Bank mit dem US-Justizministerium auf eine deutlich niedrigere Summe in Höhe von 7,2 Milliarden Dollar einigen konnte, kehrte das Vertrauen langsam wieder zurück. Seither hat sich der Aktienkurs fast verdoppelt.

Cryan sieht sich auf gutem Weg, die Altlasten der Bank endlich aus dem Weg zu räumen. "Wir haben geliefert", sagte er. Ein sichtbares Zeichen dafür: Die interne Bad Bank wird im laufenden Jahr geschlossen. Eine Bad Bank soll schlechte Geschäfte abwickeln. Die Bilanzsumme dieser Einheit belief sich anfangs auf 116 Milliarden Euro. Heute steht sie bei sechs Milliarden Euro. Auch weil das so gut gelungen ist, wuchs der Kapitalpuffer der Bank.

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