Deutsche Bank:Das sagt die Welt zu Fitschen und Jain

Die Chefs als Frösche, die Bank als Sumpf: Weltweit kommentieren Medien den angekündigten Rückzug der Deutsche-Bank-Chefs Fitschen und Jain. Der Tenor ist eindeutig.

"Wall Street Journal" (USA)

"Die neue Spitze der Deutschen Bank steht weiter vor einer existenziellen Frage. Ein neuer Chef wird möglicherweise nicht ausreichen, um das strategische Dilemma zu beenden. Jains Nachfolger John Cryan, ein ehemaliger Investmentbanker aus dem Aufsichtsrat, kann zwar frischen Wind in die bevorstehenden Aufgaben bringen, aber wenig mehr. In vielerlei Hinsicht sind seine Hände gebunden."

"Neue Zürcher Zeitung" (Schweiz)

"Will man einen Teich trockenlegen, sollte man besser nicht die Frösche um Rat fragen. Diese alte Weisheit scheint der Aufsichtsrat der Deutschen Bank befolgt zu haben, als er am Sonntag John Cryan zum neuen operativen Chef der Bank gewählt hat. Aufräumen muss ein Neuer, einer, der sowohl innerhalb der Bank wie auch außerhalb, bei Aktionären und in der Öffentlichkeit, glaubwürdig für frischen Wind sorgen kann. Cryan erfüllt dieses Kriterium zumindest insofern, als er nicht dem Investment-Banking-Sumpf der Deutschen Bank entstammt. Auf ihn kommt viel Arbeit zu, denn der Teich, der die "Deutsche" in Verruf gebracht hat, ist noch nicht trockengelegt - die meisten Frösche sind noch da."

"Times" (Großbritannien)

"Mitten im Kampf der Deutschen Bank, eine Fülle von Skandalen sind zu bereinigen, sind ihre unter Druck stehenden Co-Vorstandschefs unerwartet von ihren Posten zurückgetreten. Nach Spekulationen an den Märkten könnte dieser plötzliche Führungswechsel bei der Bank durch wachsenden Druck globaler Aufsichtsgremien und Investoren ausgelöst worden sein, die für eine neue Führung plädierten, um Vertrauen zurückzugewinnen."

"New York Times" (USA)

"Als Außenstehender ist John Cryan unbefleckt von den rechtlichen Problemen, die den Ergebnissen der Deutschen Bank und ihrem Ruf schaden. Anshu Jain musste sich der Frage stellen, ob jemand, der dem Investmentbanking so nahe steht, der Richtige sein kann, um mit den Vorwürfen aufzuräumen. Die meisten Anschuldigungen richten sich gegen das Investmentbanking, das Jain führte, bevor er Vorstandschef wurde."

"Corriere della Sera" (Italien)

"Zu viele Finanzskandale, zu viele bezahlte Strafen, schwaches Vertrauen der Investoren, stockende Kurse an der Börse: Am Ende haben sie bei der Deutschen Bank entschieden, dass ein kompletter Wandel nötig ist. Und dafür bezahlen müssen die beiden Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Wahl des neuen Chefs auf John Cryan gefallen ist, der mehr Kontrolleur als Geschäftsmann ist."

"Forbes" (USA)

"John Cryans erste Aufgabe wird es sein, eine neue Strategie zu finden. Die Deutsche Bank braucht eine radikale Operation - wahrscheinlich eine Aufspaltung. Cryan hat sicherlich den Hintergrund und die Erfahrung für diese Herausforderung. Aber die Aktionäre werden nicht viel Geduld haben. Um ihr Vertrauen wieder herzustellen, muss Cryan schnell und richtig handeln."

"Jyllands-Posten" (Dänemark)

"Die Deutsche Bank war in den letzten Jahren von einer Reihe äußerst unangenehmer Fälle geplagt. Einige davon hatten die Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen bei ihrer Ernennung im Jahr 2012 übernommen, andere kamen seitdem hinzu, aber fast keiner von ihnen wurde gelöst. Zur gleichen Zeit ähnelte die Aktienentwicklung der Bank in den vergangenen drei Monaten der Fieberkurve eines schwer kranken Patienten."

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