Deutsche Bank:Auf dem Sprung

Deutsche Bank To Announce 2016 Financial Results

Das Management der Deutschen Bank kommt nicht zur Ruhe.

(Foto: Getty Images)

Im obersten Führungsgremium der Deutschen Bank bahnt sich schon wieder eine Rochade an. Finanzvorstand Schenck könnte Investmentbankingchef werden.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Gerade war ein wenig Ruhe eingekehrt bei der Deutschen Bank. Die beiden größten Rechtsfälle konnte der Konzern nach monatelangen Verhandlungen beilegen, auch die Aktie hat seit dem Einbruch im September 2016 wieder deutlich zugelegt - die krisengeplagten Geldmanager konnten ein wenig aufatmen.

Eine trügerische Ruhe, denn diese Woche wurden nicht nur Steuer-Ermittlungen in der Israel-Niederlassung der Bank bekannt, nun zeichnet sich auch noch ein Wechsel im Vorstand ab. Finanzkreise bestätigten einen Bericht des Wall Street Journal, wonach Investmentbanking-Chef Jeff Urwin die Bank aller Wahrscheinlichkeit nach verlassen wird - nach nur zwei Jahren im Amt. Als Nachfolger steht demnach Finanzvorstand Marcus Schenck bereit. Die Bank wollte die Informationen nicht kommentieren. Die Pläne aber sind offenbar weit gediehen: Das Geldhaus soll bereits Personalberater damit beauftragt haben, einen Nachfolger für Schenck zu suchen. Finanzvorstände anderer Dax-Konzerne wurden kürzlich angesprochen.

Beide Vorstandsposten sind von großer Bedeutung für das kriselnde Geldhaus. Als Finanzvorstand hatte Schenck zuletzt alle Hände voll zu tun, Aktionäre und Gläubiger der Bank bei Laune zu halten, damit sie nicht noch mehr Kapital abziehen. Das Investmentbanking wiederum liefert einen wichtigen Teil der Erträge der Bank. Würde Urwin die Bank verlassen, wäre das bereits der dritte Wechsel auf der höchsten Führungsebene, seitdem John Cryan 2015 zum Chef des Frankfurter Geldhauses ernannt wurde. Nach seinem Amtsantritt hatte der Brite fast den kompletten, zum Teil von Skandalen belasteten Vorstand ausgetauscht. Bereits kurze Zeit später aber gab es mit dem Chef der Vermögensverwaltung den ersten Abgang. Der Manager war gesundheitlich angeschlagen - galt intern aber auch als umstritten. Nun könnte auch Jeff Urwin folgen, der seinerzeit von der US-Großbank JP Morgan zum Geldinstitut gestoßen war und damit zu Cryans selbst erwählter Führungsmannschaft gehörte. Warum der 61-jährige die Bank nach so kurzer Zeit verlassen will, blieb unklar. Bekannt ist aber, dass es viele in den Frankfurter Doppeltürmen nicht eben für vorteilhaft hielten, dass Urwin ausgerechnet am Firmensitz in New York und damit weit weg von der heimischen Kundschaft arbeiten durfte.

In dieser Disziplin des Investmentbankings hatte die Bank im letzten Jahr jedenfalls Ertragseinbußen. Cryan hatte das Investmentbanking zum Amtsantritt geteilt in das Handelsgeschäft auf der einen Seite sowie das Beratungsgeschäft auf der anderen Seite, für das Urwin zuständig ist. Dabei geht es um die Begleitung bei Übernahmen oder Börsengängen. Bei wichtigen Deals wie der Übernahme des US-Pharmakonzerns Monsanto durch Bayer war das Geldhaus jedoch außen vor. Seit Cryan im Januar auch noch die Boni für die Führungskräfte gekürzt hatte, ist die Stimmung in der Sparte ohnehin schlecht. Gut möglich ist auch, dass das Geschäft etwas weiter verkleinert wird, wenn Cryan in Kürze die Strategie noch einmal anpasst. Als Nachfolger von Urwin käme nun zwar auch Alasdair Warren, der Chef des europäischen Investmentbankings, in Frage. Er hatte sich kürzlich in mehreren Interviews zu Wort gemeldet. Für den 51-jährigen Schenck aber wäre der Geschäftsbereich wohl wie gemalt. Bevor er im Januar 2015 zur Deutschen Bank kam, war der Volkswirt Finanzvorstand des Energiekonzerns Eon und zuvor Partner bei Goldman Sachs in Deutschland. Er gilt nicht nur als Investmentbanker durch und durch; ihm werden auch Ambitionen nachgesagt, eines Tages Cryan an der Spitze zu beerben. Dafür darf er sich zwar keine Ausrutscher leisten. Aber anders als im Handelsgeschäft lauern im Beratungsgeschäft ohnehin weniger Risiken.

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