Verkehrsverbände:Deutsche Bahn muss wegen Unpünktlichkeit mehr Strafe zahlen

Vor dem Lokführerstreik

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(Foto: Lukas Schulze/dpa)
  • Die Deutsche Bahn muss im Regionalverkehr mehr Strafe zahlen, weil der Fahrplan zu oft durcheinandergerät und die Züge zu viel Verspätung haben.
  • Allein bei der Hauptstadt-S-Bahn, die den Ruf hat, besonders unzuverlässig zu sein, behielt das Land Berlin 2015 10,3 Millionen Euro ein - im Vorjahr waren es noch 7,5 Millionen.

Von Thomas Öchsner

Die Deutsche Bahn (DB) muss im Regionalverkehr zunehmend mehr Strafgeld zahlen, weil die Züge unpünktlich sind oder andere Mängel aufweisen. Die Verkehrsverbände, die im Auftrag der Länder Regionalzüge und S-Bahnen bestellen, behielten nach Angaben des Staatskonzerns seit 2013 jährlich etwa 200 Millionen Euro ein, weil die Bahnsparte DB Regio wegen Streiks, Unwetter und anderer Probleme nicht die voll vereinbarte Leistung liefern konnte. "2014 und 2015 waren besonders belastet", sagte eine Sprecherin des Unternehmens der Deutschen Presse-Agentur. Detaillierte Zahlen nannte sie dabei nicht.

Die Pünktlichkeit war im vergangenen Jahr im Regionalverkehr leicht auf 94,2 Prozent gesunken. Deutlich schlechter sind die Werte bei den Fernzügen: Nur etwa 75 Prozent der ICE oder IC sind pünktlich, erreichen also mit nicht mehr als fünf Minuten Verspätung ihr Ziel. Diesen Wert will Bahnchef Rüdiger Grube 2016 auf 80 und ein Jahr später sogar auf 85 Prozent erhöhen.

Variables Gehalt der Führungsspitze hängt auch von Pünktlichkeit ab

Ob das Unternehmen dieses ambitionierte Ziel erreichen kann, ist nicht zuletzt wegen der Bauprojekte und der nun angekündigten vorübergehenden Sperrung des wichtigen Streckenabschnitts zwischen Hannover und Kassel fraglich. Die Führungsspitze der Bahn meint es mit der Pünktlichkeitsoffensive aber ernst: Ihr variables Gehalt hängt seit diesem Jahr zu 25 Prozent davon ab, ob das Unternehmen die Ziele bei der Pünktlichkeit erreicht.

Auch im Regionalverkehr, in dem der Staatskonzern zuletzt viele Aufträge an andere Bahn-Anbieter verloren hat, hat sich die DB viel vorgenommen: "Wir müssen da besser werden", sagte die Bahn-Sprecherin. Das neue Programm "Zukunft Bahn" enthält deshalb einen Maßnahmenkatalog. Vorgesehen ist darin unter anderem, dass Sträuche und Bäume an den Strecken besser zurückgeschnitten werden, um die Zugausfälle nach Stürmen zu verringern. Das soll auch dazu beitragen, die Strafzahlungen zu senken. Im vergangenen Jahr belief sich der Umsatz von DB Regio auf etwa 7,8 Milliarden Euro. Davon gingen etwa drei Prozent für die Strafzahlungen drauf.

Land Berlin behielt für das vergangene Jahr 10,3 Millionen Euro ein

Allein bei der Berliner S-Bahn stieg die Summe, die das Land Berlin wegen unzureichender Leistungen einbehielt, 2015 von 7,5 auf 10,3 Millionen Euro. Die Berliner S-Bahn hat seit Jahren den Ruf, besonders unzuverlässig zu sein.

Bei der Münchner S-Bahn, mit 840 000 Fahrgästen täglich pro Jahr eines der größten Nahverkehrssysteme in Deutschland, verdoppelten sich die Strafzahlungen auf 400 000 Euro. Das lag unter anderem am Orkan Niklas, der den S-Bahn-Verkehr stark beeinträchtigte. Im Sommer konnte die Bahn den Fahrplan teilweise wegen der hohen Temperaturen nicht einhalten - die Gleise waren in der Hitze nicht immer befahrbar.

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