Deutsche Bahn:So kämpft die Bahn gegen Billigflieger und Fernbusse

Mehr Sparpreise, besseres Internet: Was die Bahn jetzt plant - und warum Kunden nicht zu viel erwarten sollten.

Überblick von Thomas Öchsner, Berlin

Immer mehr Menschen fahren mit dem Fernbus. Billigflieger sind gefragt wie noch nie. Das Autofahren ist wegen der gesunkenen Benzinpreise wieder günstiger geworden. Die Deutsche Bahn hat dadurch viele Kunden verloren. Bahn-Chef Rüdiger Grube hat deshalb bereits angekündigt, die Preise im Fernverkehr in der 1. und 2. Klasse nicht zu erhöhen. Das Unternehmen will aber noch mehr tun, um Fahrgäste zurückzugewinnen. Was hinter der Kundenoffensive steckt und warum die Passagiere nicht zu viel erwarten sollten - ein Überblick.

Sparpreise

Mit dem Fahrplanwechsel zum 13. Dezember entfällt für Sparpreise ab 29 Euro die Vorverkaufsfrist. Die Kunden können also noch am Abfahrtstag Fahrkarten zu den Sonderkonditionen erwerben. Voraussetzung: In den Zügen sind noch genug Plätze frei. Die Bahn will so vor allem den Fernbussen Kunden abjagen. Nachdem der "Sparpreissommer" mit Tickets ab 19 Euro ein Erfolg war und in den vergangenen drei Monaten 600 000 neue Kunden mit dem IC oder ICE gefahren sind, will die Bahn die Billig-Angebote weiter testen. Es werde geprüft, ob eine dauerhafte Einführung möglich ist, kündigte die neue Fernverkehrschefin Birgit Bohle an.

Bahncards und andere Preise

Die Preise für die Bahncards bleiben ebenfalls stabil. Auch die Möglichkeit, die Karten nur für drei Monate zu erwerben, gibt es weiter. Wer den ICE-Sprinter etwa von Frankfurt am Main nach Berlin oder von Köln nach Hamburg nutzt, fährt künftig billiger. Die Pflicht, einen Platz zu reservieren, entfällt. Außerdem verzichtet die Bahn auf den Aufpreis von 11,50 Euro für diese besonders schnellen Züge. Der Normalpreis heißt - ähnlich wie bei Tickets von Fluggesellschaften - nun "Flexpreis". Dadurch werde für die Kunden deutlicher, dass sie nicht auf eine bestimmte Zugbindung festgelegt seien, sagte Bohle.

Neubaustrecke

Eine Preiserhöhung gibt es doch: Die Neubaustrecke Erfurt - Halle/Leipzig führt zu kürzeren Fahrzeiten von bis zu 60 Minuten. Die Fahrpreise für die Neubaustrecke, die mit dem Fahrplanwechsel in Betrieb geht, erhöhen sich deshalb um ein bis sieben Euro. Beispiel: Für eine normale Fahrkarte von Erfurt nach Berlin sind künftig 71 statt 64 Euro fällig. Gleichzeitig verringert sich aber die vorgesehene Reisezeit um 44 Minuten auf eine Stunde und 49 Minuten. Preiserhöhungen gibt es damit für etwa zehn Prozent aller Tickets auf den Langstrecken. Bei den anderen 90 Prozent bleibt alles beim Alten.

Reservierung

In der 1. Klasse können Kunden seit Mitte Dezember 2014 einen Sitzplatz kostenlos reservieren. Wie das bei den Fahrgästen ankommt, wird derzeit geprüft. Offen ist, ob dies im Laufe des Jahres 2016 auch in der 2. Klasse eingeführt wird. Hier wollte sich Bohle nicht festlegen.

Zugang zum Internet

Etwa zehn Prozent der Fahrgäste reisen in der 1. Klasse. Sie können seit Dezember 2014 gratis das Internet nutzen. Kunden der 2. Klasse müssen auf das kostenlose WLAN jedoch noch warten - womöglich sogar noch länger als zunächst geplant. Bahn-Manager hatten mehrmals versprochen, dass dies im Laufe des Jahres 2016 möglich werden soll. Bohle äußerte sich nun vorsichtiger: "Wir werden alles daran setzen, es möglichst 2016 noch hinzubekommen - aber nur zu einer guten Qualität." Das Problem dabei: Ob die Technik, die bis Mitte nächsten Jahres in die Züge kommen soll, richtig läuft, muss sich erst noch zeigen. Bohle will offenbar auf jeden Fall vermeiden, dass aufgerufene Seiten im Internet sich zum Ärger der Kunden nur langsam, unregelmäßig oder gar nicht aufbauen.

Pünktlichkeit

Genaue Zahlen nannte der neue Personenverkehrsvorstand Berthold Huber nicht. Er räumte aber ein, dass hier noch viel zu tun sei. "Wir sind hier noch nicht so weit gekommen, wie wir das sein müssten", sagte der Manager. Mehr als 80 Prozent der Fernzüge müssten auf jeden Fall pünktlich sein, im Idealfall sogar 100 Prozent. "Aber wir müssen aufpassen, dass wir realistisch bleiben."

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