Deutsche Bahn:Rangieren am Rande

Neue Mitarbeiter, neue Güterwagen und Loks - die angeschlagene Gütertochter der Bahn wollte eigentlich so richtig sparen, jetzt investiert sie doch.

Von Markus Balser, Berlin

Die Deutsche Bahn gibt überraschend den heftig kritisierten Sparkurs in der Güterverkehrssparte auf. Die Tochter DB Cargo plane in bestimmten Unternehmensbereichen nun den Aufbau von 700 Mitarbeitern, verlautete am Donnerstag aus Konzernkreisen. Außerdem soll der Kauf von 4000 Güterwagen und 60 Loks geplant sein, hieß es nach einer Aufsichtsratssitzung von DB Cargo weiter. Bislang hatte der Konzern das Streichen mehrerer tausend Stellen und einen strikten Sparkurs angekündigt. "Es kann nicht sein, dass Züge stehen bleiben, weil es an Mitarbeitern oder rollendem Material fehlt und Kundenaufträge deshalb abgelehnt werden müssen", sagte der Chef der größten Bahngewerkschaft EVG, Alexander Kirchner, nach dem Treffen. Die entscheidende Sondersitzung des Aufsichtsrates war nach Beschwerden vieler Kunden vor allem aus der Stahlindustrie einberufen worden. Selbst Betriebsräte hatten noch nicht mit einer offiziellen Kehrtwende gerechnet. Denn noch im Februar hatten sich Management und Betriebsräte der angeschlagenen Sparte auf den Abbau von etwa 2000 der etwa 18 000 Stellen verständigt. In der vergangenen Woche hatte der Gesamtbetriebsrat dem Management dann jedoch in einem Schreiben Planlosigkeit und eine "Bankrotterklärung" in der Strategie vorgeworfen. Zwischenzeitlich hatte die Bundesregierung ein Hilfspaket für den deutschen Güterverkehr geschnürt, der mehr Verkehr von den vollen Straßen auf die Schiene bringen sollte. DB Cargo - größter Gütertransporteur des Landes auf der Schiene - könne angesichts fehlender Mitarbeiter und Wagen jedoch von dem Milliardenpaket gar nicht profitieren, warnten die Beschäftigten in dem Brief. "Loks und Wagen fehlen - Kunden werden bewusst enttäuscht."

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