Deutsche Bahn:Mehdorn pocht auf Millionenbetrag

Hartmut Mehdorn, Noch-Bahnchef und bald Rentner, gibt zwar seinen Posten ab - auf sein Geld will er aber nicht verzichten. Sein Anwalt ist schon alarmiert.

Der scheidende Bahnchef Hartmut Mehdorn droht der Deutschen Bahn nach Informationen des Handelsblatts juristische Schritte an, sollte sein bis Mai 2011 laufender Vertrag finanziell nicht vollständig erfüllt werden.

Hartmut Mehdorn, AP

Hartmut Mehdorn - seinen Rückzug vom Chefposten bei der Bahn hat er angeboten, auf das ihm noch zustehende Geld möchte er aber nicht verzichten.

(Foto: Foto: ddp)

"Herr Mehdorn pocht auf die Einhaltung seines Vertrages", habe eine mit den Verhandlungen vertraute Person gesagt, berichtet das Blatt. Andernfalls wolle Mehdorn die Sache seinem Anwalt übergeben. Mehdorn selbst sei im Urlaub und daher für eine Stellungnahme nicht zu erreichen gewesen. Ein Bahnsprecher sagte, der Konzern werde sich nicht zu den Verhandlungen äußern, bevor diese abgeschlossen seien.

"Gebot zum Maßhalten"

Vize-Regierungssprecher Thomas Steg hatte vor einer Woche erläutert, Mehdorn müsse mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Müller noch einen Auflösungsvertrag aushandeln. Mit Blick auf mögliche Abfindungszahlungen an Mehdorn hatte der Regierungssprecher am vergangenen Mittwoch erklärt, gerade für ein bundeseigenes Unternehmen bestehe "ein Gebot zum Maßhalten". Es bleibe aber dabei, dass Mehdorn eine "außerordentlich positive" Gesamtbilanz vorzuweisen habe.

Für seinen Rückzug hatte Mehdorn am vorvergangenen Montag eine geschickte Formulierung gewählt. "Ich habe dem Aufsichtsratsvorsitzenden die Auflösung meines Vertrages angeboten" - damit räumt er zwar den Chefposten, rechtlich bietet er seine Arbeitsleistung aber weiter an. Sein Anspruch auf Gehalt bleibt bestehen.

Als Fixgehalt erhielt Mehdorn für das abgelaufene Jahr 750.000 Euro, außerdem zahlt der Konzern variable Bezüge, sprich Boni. In den vergangenen Jahren war der Bonus teils dreimal so hoch wie die festen Bezüge.

Bundeswirtschaftsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) forderte im Streit über eine Abfindung für Mehdorn mehr Fingerspitzengefühl von dem scheidenden Bahnchef. "In diesen Zeiten muss er mit solchen Fragen sehr sensibel umgehen und genau differenzieren", sagte zu Guttenberg der Zeitung. "Ich bin allerdings auch weit davon entfernt, Mehdorn mit risikofreudigen Bankern in einen Topf zu werfen", fügte der Minister hinzu. Es dürfe bei aller Aufregung um die Abfindung "nicht vergessen werden, dass Mehdorn gerade im letzten Jahr exzellente Zahlen geliefert hat."

Entsetzt über Forderung

Gewerkschafter und Verkehrspolitiker der Opposition reagierten empört auf Mehdorns Forderungen. "Es kann nicht sein, dass ein Manager, der die Eisenbahner nachweisbar hat ausspähen lassen, jetzt solche Ansprüche stellt", sagte der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky. "Herr Mehdorn hat diesem Konzern und seinen Mitarbeitern sehr geschadet und war am Ende untragbar." Er könne jetzt nicht so bezahlt werden, "als sei alles in bester Ordnung", fügte Weselsky hinzu.

Der Verkehrsexperte der Grünen, Anton Hofreiter, sagte, Mehdorn müsse auf seine Forderungen verzichten. "Es ist schon verblüffend, wie dreist manche Leute sind", sagte Hofreiter. Der verkehrspolitische Sprecher der FDP, Horst Friedrich, sagte, Mehdorn fehle "offenbar jegliches Unrechtsbewusstsein". Er appellierte an den Bahn-Aufsichtsrat, alle künftigen Zahlungen an Mehdorn nur noch unter Vorbehalt zu leisten.

Bahn-Chefkontrolleur Müller gab zunächst keinen Kommentar ab.

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