Bei der Deutschen Bahn ist die Berufung neuer Vorstände schon wieder geplatzt. Die entscheidende Sitzung am Donnerstag werde abgesagt, verlautete am Dienstag aus Kreisen des Kontrollgremiums. Damit können der umstrittene Güterbahn-Chef Jürgen Wilder und die Aachener Professorin Sabina Jeschke nicht wie geplant in die Konzernspitze einziehen. Jeschke sollte das Digitalressort übernehmen, Wilder den Logistikposten. Am Nachmittag kündigte Wilder an, das Unternehmen infolge des Streits zu verlassen. Ob Jeschke wieder antritt, blieb zunächst offen. Auch Telekom-Manager Martin Seiler, der als Personalvorstand vorgesehen ist und unumstritten ist, muss nun weiter auf seine Berufung warten.
Bereits im Sommer war wegen des Widerstandes von Arbeitnehmervertretern und auch SPD-Mitgliedern im Aufsichtsrat vor allem gegen Wilder eine Sitzung kurzfristig abgesagt worden. Wilder steht in der Kritik, weil er einen Sanierungskurs für die angeschlagene Gütersparte mit dem Abbau von 2000 Jobs angestoßen hatte. Nach massiven Verspätungen und Protesten von Kunden ruderte das Unternehmen zurück. Inzwischen ist von Personalabbau keine Rede mehr.
Mit den geplatzten Personalien erlebt die Bahn erneut eine öffentliche Blamage bei Personalentscheidungen. Erst im Januar hatte Konzernchef Rüdiger Grube im Streit um seine Vertragsverlängerung plötzlich hingeschmissen. Aufsichtsratschef Utz-Helmuth Felcht gelang es zuletzt nicht, die Wogen zu glätten. Auch ein geheimes Kennenlerntreffen mit den Kandidaten brachte keine Wende. In den nächsten Wochen soll es eine Sondersitzung des Gremiums geben, hieß es weiter. Voraussichtlich Mitte November will der Aufsichtsrat eine neue Lösung präsentieren.