Deutsche Bahn:Ein bisschen Börse

Der teilweise Verkauf der Töchter Schenker und Arriva rückt näher. Der Vorstand soll den Gang an den Kapitalmarkt vorbereiten.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Der teilweise Verkauf der beiden Bahntöchter Schenker und Arriva rückt näher. Der Aufsichtsrat des Staatskonzerns erteilte dem Vorstand am Mittwoch den Auftrag, ein konkretes Konzept für den Börsengang der beiden Firmen vorzubereiten. Ziel sei es, neues Geld in die Kassen der Bahn zu bringen. "Wenn wir nicht gegensteuern, wird die Verschuldung des Konzerns bis zum Jahr 2020 deutlich steigen", sagte Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht nach einer Sitzung des Gremiums. Eine endgültige Entscheidung soll im Herbst fallen.

Die Speditionstochter Schenker stand einst im Zentrum jener Wachstumsstory, mit der Hartmut Mehdorn die Bahn schon 2008 an die Börse bringen wollte: die Bahn als global agierender Logistikkonzern. Seinerzeit vereitelte die Wirtschafts- und Finanzkrise das Vorhaben in letzter Minute. 2010 schließlich erwarb die Bahn den britischen Konzern Arriva, der vielerorts in Europa Züge und Busse betreibt. 2017 nun sollen beide an die Börse, erst Arriva, dann Schenker. Es handele sich, so sagte Finanzvorstand Richard Lutz kürzlich, "um die zwei hübschesten Töchter, die wir in der Familie haben". Das Unternehmen braucht dringend Geld, zwischen vier und fünf Milliarden Euro sollen fließen. Im Gegenzug wechseln 25 bis 45 Prozent der Anteile den Besitzer. Mit dem Erlös soll unter anderem das Programm "Zukunft Bahn" finanziert werden.

Dafür wird ein Konstrukt verschwinden, das einst für den Börsengang der großen Bahn entstanden war: die DB Mobility Logistics AG. Sie soll in der Deutsche Bahn AG aufgehen, womit der Urzustand wieder hergestellt wäre: Bahnnetz, Züge und Logistik wieder unter einem Dach. Die Trennung sollte einst das umständliche Modell absichern, in dem nur die Transport- und Logistikteile des Unternehmens an die Börse sollten, nicht aber das Schienennetz. Ganz aus dem Konzern herausgelöst werden sollen Schenker und Arriva aber auch durch den Börsengang nicht. "Ausdrücklicher Wille ist es, dass DB Arriva und DB Schenker auch in Zukunft in der DB-Bilanz voll konsolidiert werden", sagte Bahnchef Rüdiger Grube.

Die Gewerkschaften sind zufrieden mit dem Kurs, schafft er doch noch ganz andere Fakten. "Ein Börsengang der Deutschen Bahn ist jetzt vom Tisch", sagte Alexander Kirchner, Chef der Eisenbahngewerkschaft EVG. Hinter den neuen Plänen steht die Gewerkschaft genauso wie einst hinter dem geplanten Börsengang. Schließlich fließen die Einnahmen wieder ins Unternehmen.

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