Deutsche Autohersteller:Volkswagen übernimmt Porsche komplett

Volkswagen erhöht das Tempo: Schon zum 1. August 2012 will der Konzern die Porsche AG komplett übernehmen. Als Gegenleistung erhält die verschuldete Dachgesellschaft des Sportwagenbauers etwa 4,5 Milliarden Euro plus eine VW-Stammaktie. Damit ist der Deal steuerfrei.

Volkswagen übernimmt das Porsche-Sportwagengeschäft komplett - und das ohne Steuerlast. Der Wolfsburger Konzern zahlt für die noch fehlenden 50,1 Prozent der Porsche AG etwa 4,46 Milliarden Euro an die Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE (PSE).

Volkswagen übernimmt Porsche AG komplett

Der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Martin Winterkorn (re.), spricht mit dem Vorstandsvorsitzenden der Porsche AG, Matthias Müller, am Rande der VW-Hauptversammlung im April.

(Foto: dpa)

Außerdem übertragen sie parallel eine VW-Stammaktie. Das teilten Europas größter Autobauer und die PSE am Mittwochabend in Pflichtmitteilungen für die Finanzwelt mit. Die Umsetzung der Transaktion ist für den 1. August dieses Jahres geplant. Die Gremien beider Seiten hätten dem Vorhaben "nach dem Vorliegen aller erforderlichen verbindlichen Auskünfte der Finanzbehörden" am Mittwoch zugestimmt.

"Volkswagen und Porsche werden durch die Zusammenführung ihres operativen Geschäfts in Zukunft noch stärker - finanziell und strategisch", erklärte der VW-Vorstandsvorsitzende, Martin Winterkorn.

Damit machten die beiden seit langem bereits eng verbandelten Partner den Deal öffentlich, über den die Nachrichtenagentur dpa und die Wirtschaftswoche bereits im Vorfeld berichtet hatten. Rein steuerrechtlich handelt es sich nicht um einen Verkauf, sondern um einen internen Umbau. Daher muss auch die eine Aktie fließen. Die Gesellschaften nutzen damit ein umstrittenes Schlupfloch in der Steuergesetzgebung und vermeiden 1,5 Milliarden Euro Abgaben an den Staat.

Die PSE erklärte, aus dem Erlös sollten zunächst die bestehenden Bankverbindlichkeiten von zwei Milliarden Euro zurückgeführt werden. Sonderausschüttungen an die Aktionäre der PSE seien nicht geplant.

Hochprofitables Porsche-Sportwagengeschäft

Die PSE hatte vor etwa vier Jahren vergeblich versucht, nach der Macht bei den Wolfsburgern zu greifen. Am Ende hatte sie 11,4 Milliarden Euro Schulden und VW wurde zur letzten Rettung. Als erste Nothilfe einigten sich die einstigen Kontrahenten Ende 2009, dass knapp die Hälfte der Porsche AG für damals etwa 3,9 Milliarden Euro an die Wolfsburger ging. Der nun übertragene zweite Teil ist teurer, weil zwischenzeitlich der Wert des hochprofitablen Porsche-Sportwagengeschäftes stieg und die Partner mehr Einsparungen umsetzen können als zunächst gedacht.

Nach dem Abbau der Schulden soll die PSE den überwiegenden Teil der noch verbleibenden Summe für "strategische Beteiligungen" in der Autowelt benutzen. Den Weg frei gemacht dafür hatte die PSE vor wenigen Tagen bei ihrer Hauptversammlung. Die Schwaben halten nach der gescheiterten Übernahme die hauchdünne Mehrheit an VW. Ihre Mehrheitseigner - die Familie Porsche und Piëch - haben im Hause VW großen Einfluss, Ferdinand Piëch gilt als VW-Machtzentrum.

Kern des Deals ist, dass VW den grundsätzlich steuerpflichtigen Kauf der noch ausstehenden zweiten Hälfte der Porsche AG als eine - ausdrücklich legale - Umstrukturierung ausweist. Die ist steuerfrei. Das Delikate an der Sache: Normalerweise fließt bei einem Geschäft dieser Art kein Geld. Für gewöhnlich ist es ein Anteilstausch. Für die noch ausstehende Hälfte der Porsche AG hätten also eigentlich VW-Aktien zum Gegenwert fließen sollen. Nun aber wandert eben nur eine Aktie plus die Milliardensumme in den Süden. Diese Gestaltungsmöglichkeit ist das Extrem, aber erlaubt.

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