Deutsch-österreichische Plänkeleien:Wenn Kritik zum Kompliment wird

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Kaum hat Finanzminister Peer Steinbrück die Abwerbung deutscher Firmen durch Österreich als "aggressiv" kritisiert, stichelt sein österreichischer Kollege Karl-Heinz Grasser zurück.

Zwischen Deutschland und Österreich gibt es Streit wegen einer angeblichen Abwerbung deutscher Unternehmen.

Beharken sich regelmäßig: Karl-Heinz Grasser (links) und Peer Steinbrück. (Foto: Fotos: Reuters, dpa)

Österreichs Finanzminister Karl-Heinz Grasser sagte zur entsprechenden Kritik seines deutschen Amtskollegen Peer Steinbrück (SPD): "Ich bin versucht, es als ein Kompliment zu werten, dass Peer sagt, wir bemühen uns um deutsche Unternehmen."

Es sei nicht die Frage, ob Österreich Unternehmen abwerbe, sagte Grasser am Freitag in Wien am Rande des EU-Finanzministertreffens. Vielmehr gehe es darum, dass Unternehmen in anderen Ländern "gewisse Frustrationsgrade erreicht haben." Er fügte hinzu: "Die schnellsten und wettbewerbsfähigsten gewinnen in dieser Welt."

Steinbrück sagte am Rande des Treffens zu Grassers Äußerungen: "Das muss man sportlich nehmen." Es müsse aber möglich sein, "auf ein paar Entwicklungen hinzuweisen, die nicht so ganz erfreulich sind."

Von österreichischen Behörden angeschrieben

Der Berliner Minister sagte, es sei eine ganze Reihe von deutschen Unternehmen von österreichischen Behörden angeschrieben worden. "Ob das so fair ist, weiß ich nicht."

Steinbrück hatte in der Wiener Zeitung Der Standard gesagt: "Wir haben es im Falle Österreichs nicht mit einer moderaten, sondern doch sehr ehrgeizigen und aggressiven Abwerbung zu tun."

Die für die Ansiedlung ausländischer Firmen zuständige "Austrian Business Agency" hat nach eigenen Angaben allein im Januar und Februar dieses Jahres 446 Anfragen deutscher Firmen erhalten, die in Österreich ein neues Unternehmen oder eine Niederlassung gründen wollen.

Die meisten der Interessenten kämen aus Enttäuschung über ausbleibende oder nur zaghaft angegangene Wirtschaftsreformen in Deutschland, aber auch wegen der Nähe zu den Märkten in Osteuropa.

Reibungen sind nicht neu

Meinungsverschiedenheiten zwischen Berlin und Wien in der Wirtschafts- und Finanzpolitik sind nicht neu. Grasser hatte häufig Steinbrücks Amtsvorgänger Hans Eichel (SPD) wegen dessen Schuldenpolitik heftig kritisiert.

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