Detroit Motor Show:Die ,,Big Three'' aus Wolfsburg

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Wie drei Männer weit weg von zu Hause die Machtübernahme bei VW zelebrieren.

Michael Kuntz

Die Show auf dem schwarz-orange-silbernen Messestand von Audi in Detroit ist eine Machtdemonstration: Sphärische Klänge und blauer Kunstnebel wabern über die breite Bühne mit dem dieselgetriebenen Le-Mans-Rennwagen in der Mitte.

Frauen und Pferdestärken: Audi feierte sich selbst - und die neue Führung des Mutterkonzerns Volkswagen. (Foto: Foto: dpa)

Flankiert wird er von zwei der riesigen Q7-Geländewagen - einer mit 300, einer mit 500 PS. Später singt Heidi-Klum-Gatte Seal. Das Beste und die Besten sind gerade gut genug für diesen Tag, an dem es vordergründig um neue Autos geht, in Wahrheit aber um Wichtigeres: um drei Männer, die die Übernahme der Macht in Europas größtem Autokonzern Volkswagen feiern.

Trio

Die ,,Big Three'' aus Detroit - darunter versteht man in der Autoindustrie die Konzerne General Motors, Ford und Chrysler. In diesem Jahr könnten damit aber auch Volkswagen-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, der neue Vorstandschef Martin Winterkorn und Betriebsratschef Bernd Osterloh gemeint sein.

Sie sitzen in der ersten Reihe und demonstrieren gelassen Eintracht nach den von Piëch angezettelten Personalquerelen der vergangenen Monate.

Der 69-jährige frühere Konzernchef hatte sich nur scheinbar in den Ruhestand verabschiedet. Auf dem Umweg über Aktienkäufe des Sportwagenherstellers Porsche bereitet der Familienclan Porsche/Piëch nicht formal, wohl aber faktisch die Umwandlung von VW in ein Familienunternehmen vor.

Zwei Technikfans

Wie weit Piëch dabei gekommen ist, zeigte sich im November bei der reibungslosen Ablösung von Bernd Pischetsrieder an der Volkswagen-Spitze durch den bisherigen Audi-Chef Martin Winterkorn. Nun lenken mit Piëch und Winterkorn wieder zwei Technikfans und langjährige Weggefährten VW.

Dritter starker Mann ist Bernd Osterloh, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates. ,,Nur ein erfolgreiches Unternehmen ist in der Lage, vernünftige Tarifverträge abzuschließen'', sagte der Vertreter der 340.000 VW- Arbeitnehmer am Rande der Audi-Show in Detroit - und wirkte mit dem Ergebnis von Piëchs Personalrochade zufrieden.

Der nächste Manager, auf den die ,,Big Three'' aus Wolfsburg verzichten können, dürfte VW-Markenvorstand Wolfgang Bernhard sein. Der ist schon gar nicht mehr an den Detroit River gereist.

Außerordentliche Sitzung

An diesem Mittwoch trifft Piëch das Präsidium des Aufsichtsrates zu einer außerordentlichen Sitzung.

© SZ-Primetime vom 08.12.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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