Der Malocher:Jean-Claude Juncker

Der Aufstieg in die Welt der Hochfinanz war Jean-Claude Juncker nicht in die Wiege gelegt. Bis heute fühlt sich der Sohn eines Stahlarbeiters den Malochern daheim näher als den vielen Bankern in seinem Großherzogtum Luxemburg. Dennoch genießt der Sprecher der zwölf Euro-Staaten in Finanzkreisen Respekt.

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Dass die zwölf Euro-Staaten sich ausgerechnet den Premier- und Finanzminister ihres kleinsten Club-Mitglieds zum Sprecher wählten, ist kein Zufall: Der Luxemburger Jean-Claude Juncker, seit 1. Januar für zwei lange Jahre als "Mr. Euro" der Sprecher der Währungsunion, genießt bei seinen Kollegen Respekt.

Der Malocher: Muss sich als Währungspolitiker in Zurückhaltung üben: Jean-Claude Juncker.

Muss sich als Währungspolitiker in Zurückhaltung üben: Jean-Claude Juncker.

(Foto: Foto: AP)

Der 50-jährige Christdemokrat saß schon Anfang der Neunzigerjahre als Finanzminister am Tisch, als sich Europa in Maastricht der Idee einer gemeinsamen Währung verschrieb.

Längst Senior

Und später, bei den Verhandlungen um den Stabilitätspakt 1996, war er es, der zwischen Deutschen und Franzosen eine Einigung vermittelte. Von Helmut Kohl einst als "der Junior" tituliert, ist Juncker längst der Senior im trauten Kreis der "Euro-Gruppe" - jener Dutzend-Runde der Finanzminister der Währungsunion, die wichtige Finanzfragen gern ohne ihre 13 Amtsbrüder aus den Nicht-Euro-Staaten unter sich ausmachen.

Der Aufstieg in die Welt der Hochfinanz war diesem Sohn eines Stahlarbeiters nicht in die Wiege gelegt.

Bis heute fühlt sich der Anhänger der katholischen Soziallehre den Malochern daheim näher als den Direktoren der knapp 200 Banken, die seinem Großherzogtum das bei weitem höchste Pro-Kopf-Einkommen aller EU-Staaten bescheren.

Erlesene Gremien

Als "Mr. Euro" wird Juncker versuchen, das politische Profil des Euros in erlesenen Gremien wie den G-7 oder bei IWF und Weltbank zu schärfen.

Dabei, so verspricht er, wolle er "anderen keine Lektionen erteilen oder mit dem Euro-Megaphon durch die Weltgeschichte reisen." Diese Zurückhaltung wird dem studierten Juristen nicht leicht fallen, seine spöttischen Aperçus etwa über endlose EU-Sitzungen ("Es war alles zwar gesagt, aber noch nicht von jedem") sind in Brüssel gefürchtet.

Vorsichtige Dosierung

Vor allem seine Kommentare zum schmerzlich hohen Außenwert des Euro wird er vorsichtig dosieren müssen. Juncker übt schon: "Wir Euro-Finanzminister wollen die Lage aufmerksam beobachten." Den Einwurf, dies sei keine sehr eindeutige Erklärung, pariert er so: "Aber so redet kein Blinder. Ein Blinder würde nie sagen, dass er etwas aufmerksam beobachtet."

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