Dementis:Transrapid-Strecke Schanghai-Peking in der Schwebe

Nach deutschen und chinesischen Medienberichten soll die geplante Langstreckenverbindung zwischen Peking und Schanghai nicht realisiert werden. Die chinesische Regierung und die deutschen Herstellerfirmen dementierten allerdings die Meldungen. Die Entscheidung sei noch nicht gefallen, heißt es.

"Die Information, dass der Transrapid für den Einsatz über die Referenzstrecke in Schanghai hinaus nicht mehr in Frage kommt, ist falsch", sagte der Sprecher des Vermarktungsunternehmens Transrapid International, Peter Wiegelmann, am Donnerstag in Berlin.

"Es handelt sich um eine chinesische Zeitungsente." Dies habe eine offizielle Nachfrage von Transrapid-International-Mitarbeitern in Peking ergeben.

Vertreter des chinesischen Eisenbahnministeriums konnten eine Entscheidung zur Peking-Schanghai-Strecke auf Anfrage zunächst nicht bestätigen. Die Behörde favorisiert bereits seit längerem den japanischen Schnellzug Shinkansen.

Die chinesische Zeitung Beijing Times hatte zuvor berichtet, dass der Ständige Ausschuss des Politbüros als Chinas oberstes Entscheidungsorgan den Bau weiterer Transrapid-Verbindungen abgelehnt habe.

Konventionelle Technik

Das Reich der Mitte wolle stattdessen sein Schienennetz mit konventioneller, radgetriebener Bahntechnik ausbauen. Auch die ARD berichtete am Donnerstag unter Berufung auf Informationen ihres Büros in Peking, dass die chinesische Regierung die deutsche Magnetschwebebahn auf der Langstrecke Peking-Schanghai nicht einsetzen wolle und die Entscheidung zugunsten einer modernen Schienenverbindung gefallen sei.

Nachdem die Strecke zwischen Schanghai und dem Flughafen der Stadt erfolgreich in Betrieb gegangen war, hatte das Herstellerkonsortium um Siemens und ThyssenKrupp auf Folgeaufträge für die Magnetschwebebahn auf langen Strecken gehofft.

Regelbetrieb in Schanghai

Der Transrapid in Schanghai hatte Anfang des Jahres seinen Regelbetrieb aufgenommen. Beim Besuch von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao Anfang Dezember vorigen Jahres gesagt, es sei viel Zeit notwendig, um ein so großes Projekt wie den Bau des Transrapid zwischen der Hauptstadt Peking und dem Wirtschaftszentrum Schanghai zu prüfen.

Nach dem Bericht der ARD überlegt China aber, die Magnetschwebebahn auf mehreren mittellangen Strecken zu nutzen.

Arbeitsplatzabbau bei Transrapid-Hersteller

Bereits am Dienstag hatte ThyssenKrupp angekündigt, am Transrapid-Baustandort in Kassel etwa 60 der etwa 250 Stellen zu streichen. Grund sei die Absage des Metrorapid-Projekts in Nordrhein-Westfalen und der noch offene Baustart der Magnetschwebestrecke in München, teilte ThyssenKrupp Technologies in Essen mit. Der Standort Kassel solle trotzdem das Transrapid- Kompetenzzentrum in Deutschland bleiben.

Wegen fehlender Folgeaufträge nach Fertigstellung der Transrapid- Strecke im chinesischen Schanghai gab es bereits seit Jahresbeginn Kurzarbeit in Kassel. Außerdem wurden einige Transrapid-Beschäftigte an andere Industriebetriebe ausgeliehen. Der Stellenabbau solle im Laufe des Jahres vollzogen werden, sagte eine Sprecherin der ThyssenKrupp Technologies.

Europäische Alternativstrecke gefordert

Zuvor hatten die Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen Bundeskanzler Gerhard Schröder gemeinsam um Unterstützung für eine Magnetbahnstrecke von Amsterdam nach Hamburg gebeten. In einem Brief weisen die vier Landesregierungen auf ein EU-Verkehrsprogramm hin, für das bis zum Jahr 2020 etwa 220 Milliarden Euro veranschlagt seien. Es gehe darum, bei der EU "durch die deutsche und die niederländische Regierung die grenzüberschreitende Transrapidlinie gemeinsam als Option einzubringen".

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