"Defeat Device":Abgas-Tricks bei Harley Davidson

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PS- und lautstark: Für diese Eigenschaften sind Harleys bekannt.

(Foto: dpa)
  • Die US-Regierung hat Harley-Davidson vor einem Gericht in Washington verklagt.
  • Die Umweltbehörde wirft dem Hersteller vor, unerlaubte Abschalteinrichtungen in einige seiner Motorräder eingebaut und damit gegen Umweltgesetze verstoßen zu haben.
  • Inzwischen hat sich der Hersteller mit der amerikanischen Umweltbehörde EPA auf einen Vergleich geeinigt.

Von Thomas Harloff

Harley-Davidson steht für die große Freiheit auf zwei Rädern, gelassenes Cruisen in entspannter Sitzposition und ebenso hubraum- wie durchzugsstarke und knatternde V2-Motoren. Doch nun sieht es so aus, als hat die Traditionsfirma aus Milwaukee Probleme mit dem Abgasverhalten einiger seiner Motorräder.

Wie die amerikanische Nachrichtenagentur Bloomberg meldet, wurde Harley-Davidson von der US-Regierung vor einem Gericht in Washington verklagt. Grund sei ein Verstoß gegen US-Umweltgesetze, weil der Hersteller verbotene Abschalteinrichtungen, ein sogenanntes defeat device, in einige seiner Motorräder eingebaut haben soll. Solche Abschalteinrichtungen gaukeln bei einem für die Typzulassung maßgeblichen Prüfstandstest eine einwandfrei funktionierende Abgasreinigung vor. Im tatsächlichen Straßenbetrieb dagegen fahren sie die Abgasreinigung zurück.

Allerdings hat sich Harley-Davidson mit der amerikanischen Umweltbehörde EPA direkt außergerichtlich geeinigt. "Der Vergleich bedeutet aber kein Schuldeingeständnis", sagt sagt Ed Moreland, Direktor für Regierungsangelegenheiten bei dem Motorradhersteller, dem TV-Sender CNBC. Vielmehr sei er ein vertrauensvoller Kompromiss mit der EPA, die Teile der Gesetze anders interpretiere als Harley-Davidson. An der Börse sackte der Aktienkurs der Firma trotzdem sofort um 5,4 Prozent nach unten.

Konkret geht es um vom Hersteller angebotene Tuningteile, die unter der Marke "Screamin' Eagle", etwa: schreiender Adler, vertrieben werden. Dabei handelt es sich um Luftfilter, Auspuffanlagen und Ähnliches. Unklar ist derzeit noch, wie viele Motorräder von der Klage betroffen sind. Bloomberg zufolge soll Harley-Davidson zwischen 2008 und 2015 mehr als 339 000 dieser Nachrüst-Teile verkauft haben. Der Nachrichtenagentur Reuters sind 12 000 Fahrzeuge betroffen.

Die Firma hält die Teile Moreland zufolge weiterhin für legal, wenn auch nur abseits des öffentlichen Straßenverkehrs, zum Beispiel auf Rennkursen und anderen abgesperrten Strecken. Dennoch hat sich Harley-Davidson mit der Regierung darauf geeinigt, den Verkauf solcher Teile zu stoppen, sie zurückzukaufen oder zu zerstören.

Außerdem zahlt der Hersteller eine Zivilstrafe von zwölf Millionen Dollar und weitere drei Millionen Dollar, mit denen die Luftverschmutzung bekämpft werden soll. Weil der VW-Konzern verbotene Abschalteinrichtungen in etwa 480 000 Dieselfahrzeugen eingesetzt und dem damit einhergehenden Verstoß gegen den "Clean Air Act", das Gesetz zur Luftreinhaltung, verstoßen hat, muss sich Volkswagen derzeit vor amerikanischen Gerichten verantworten. In den Vereinigten Staaten nahm der Diesel-Skandal seinen Anfang. Volkswagen musste dabei zugeben, bei weltweit elf Millionen Fahrzeugen die Abgaswerte manipuliert zu haben. Allein in den USA drohen dem deutschen Automobilkonzern Strafzahlungen von etwa 15 Milliarden Dollar.

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