Debatte um Managergehälter:VW stutzt Winterkorns Gehalt

Martin Winterkorn

VW-Chef Martin Winterkorn soll für das vergangene Jahr weniger Gehalt bekommen, als im laut Vertrag zusteht

(Foto: dpa)

Aus Angst vor neuem Ärger über den Verdienst seines Chefs sorgt Volkswagen offenbar vor: Martin Winterkorn soll nun sogar weniger Geld bekommen als bisher. In der Schweiz ist die Debatte über Managergehälter schon weiter: Durch eine Volksabstimmung könnten die Spitzenverdienste bald sinken.

Für Volkswagen war 2012 ein Rekordjahr. Neun Millionen verkaufte Fahrzeuge - das gab es noch nie. Einen anderen Rekord will der Autobauer aber nicht brechen: Konzernchef Martin Winterkorn stünden laut Vertrag etwa 20 Millionen Euro Gehalt für das vergangene Jahr zu. Zu viel, befürchten die Verantwortlichen im Unternehmen, um es in der Öffentlichkeit rechtfertigen zu können. Deshalb soll Winterkorn für 2012 deutlich weniger Geld bekommen als im eigentlich zusteht, schreibt der Spiegel: Sein Vertrag werde so geändert, dass der VW-Chef nur 14 Millionen Euro erhalte.

Für das Jahr 2011 hatte Winterkorn inklusive Gage für seine Nebentätigkeit bei Porsche 18,3 Millionen Euro erhalten - und damit eine Debatte über die Höhe der Managergehälter in Deutschland ausgelöst. Wohl auch, um neuerliche Diskussionen zu vermeiden, hat Winterkorn der Gehaltskürzung laut Spiegel nun zugestimmt. Ein VW-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren und verwies auf die bevorstehende Aufsichtsratssitzung am 22. Februar.

Auch die Verträge der übrigen acht Konzern-Vorstände sollen dem Bericht zufolge geändert werden. Boni solle es für die Top-Manager künftig zudem nur noch geben, wenn der Konzern einen Gewinn von mindestens fünf Milliarden Euro erwirtschafte. 2011 hatte sich der Gewinn auf 15,8 Milliarden Euro verdoppelt.

Limit bei zehn Millionen Euro

Die Debatte über Managergehälter ist indes wieder in vollem Gange. IG-Metall-Chef Berthold Huber fordert Obergrenzen bei Gehältern. Der Gewerkschafter und VW-Vize-Aufsichtsratschef regte an, die Zahl der Beschäftigten zu einem Kriterium für die variable Vergütung zu machen. Von pauschalen Lösungen halte er nichts, weil die Unternehmen sehr unterschiedlich seien, sagte er dem Wirtschaftsmagazin Capital.

Er habe aber den Eindruck, ein Großteil der Bevölkerung sehe das Limit bei etwa zehn Millionen Euro. "Viele Menschen, die mich auf das Thema ansprechen, markieren die Grenze bei einem zweistelligen Millionen-Betrag."

Vor Volksabstimmung: Millionen-Abfindung empört die Schweizer

DGB-Chef Michael Sommer hält die Bezahlung vieler deutscher Vorstände für maßlos. Er sagte der Passauer Neuen Presse: "Mir kann niemand erzählen, dass innerhalb eines Unternehmens die Arbeit des Chefs 300 Mal mehr wert sein soll als die anderer Beschäftigter." Es sei Zeit für mehr Transparenz. "Mehr öffentliche Aufmerksamkeit wird dazu führen, dass die Selbstbedienungsmentalität in den Führungsetagen beschränkt wird."

Nicht nur in Deutschland werden die Gehälter der Konzeroberen diskutiert. In der Schweiz sorgte am Wochenende eine Millionen-Abfindung für den zurückgetreten Chef des Pharmakonzerns Novartis für Empörung. Der 59-jährige Daniel Vasella soll 72 Millionen Franken dafür bekommen, dass er sechs Jahre lang nicht für die Konkurrenz tätig wird, sondern Novartis berät. Das sind umgerechnet rund 58,5 Millionen Euro.

Die sozialdemokratische Justizministerin Simonetta Sommaruga sagte, es brodle in der Bevölkerung. Die Wut über maßlose Bonus-Zahlungen sei riesig. Die wirtschaftsfreundliche Partei FDP ergänzte: "Herr Vasella führt die liberale Schweiz aufs Schafott."

Aus Sicht der Gegner zu hoher Managervergütungen hatte die Aufregung um Vasellas Abfindung aber auch Gutes: Die Unterstützung für die sogenannte Abzocker-Initiative hat laut Umfragen zugenommen, schreibt der Tagesanzeiger. 57 Prozent der Befragten würden nun für das Begehren stimmen. Im Januar, vor dem Bekanntwerden der Vasella-Abfindung, waren es noch 54 Prozent. Die Initiative fordert, dass die Aktionäre über die Gehälter der Manager im Konzern abstimmen können. So sollen die Vergütungen begrenzt werden.

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