Debatte um Bezahlung von Managern:Siemens-Chef verurteilt Millionen-Abfindungen

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Mit Millionen-Abfindungen werde "nicht Erfolg belohnt, sondern Misserfolg bezahlt", sagte Siemens-Chef Peter Löscher im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Auch aus der Politik wird die Kritik lauter. Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck plant, die Millionen-Abfindungen per Gesetz zu unterbinden.

Führende SPD-Politiker haben in der Diskussion um Managergehälter die Maßlosigkeit einiger Firmenlenker kritisiert und Konsequenzen gefordert. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück warf einzelnen Managern "mangelnden Sinn für Proportionen" vor. Nach Angaben von SPD-Chef Kurt Beck prüft seine Partei Möglichkeiten, ungerechtfertigt hohe Abfindungen gesetzlich zu unterbinden.

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, ihrer Kritik an den Managergehältern nun auch Taten folgen zu lassen.

Beck sagte der Bild: "Wenn Manager selbst bei einer Riesenpleite noch mit Millionen-Abfindungen nach Hause geschickt werden, kann ich den Zorn der Leute verstehen. Zumal die Arbeitnehmer oft auch noch die Zeche zahlen - wenn Unternehmen die Abfindungen als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen." Zwar hätten auch Manager "ein Recht auf anständige Bezahlung". Dies dürfe aber "nicht ausarten".

Nach Ansicht Steinbrücks trägt "die Manager-Klasse" eine "große Mitverantwortung, unser Modell der sozialen Marktwirtschaft zu legitimieren und Zustimmung für Reformen durch Vorbild zu organisieren". Allerdings werde diese Verantwortung mitunter durch "Maßlosigkeit" und "mangelnden Sinn für Proportionen" verletzt, sagte er dem Focus. Manchmal habe er den Eindruck, "es wird sogar Misserfolg besonders vergütet", so Steinbrück weiter.

Scholz forderte die Kanzlerin, die beim CDU-Parteitag überhöhte Managergehälter kritisiert hatte, zum Handeln auf. "Man sollte solche Ankündigungen nur machen, wenn man auch bereit ist, Konsequenzen zu tragen", sagte Scholz der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Er bezweifle aber, dass Merkel sich bei dem Thema in ihrer eigenen Partei durchsetzen könne.

Besonderes Fingerspitzengefühl nötig

Zum Fall des Post-Chefs Zumwinkel, der auch den Aufsichtsrat der Deutschen Telekom führt und wegen eines Aktienverkaufs in die Kritik geraten war, sagte Steinbrück: "Gerade in Firmen, die wie die Telekom ihren Mitarbeitern einiges zumuten müssen, ist besonderes Fingerspitzengefühl verlangt. Warum soll eine Belegschaft bereit sein, für die Firma Opfer zu bringen, wenn sie den Eindruck haben muss, dass oben andere Maßstäbe angelegt werden als unten?"

Auch Beck äußerte Bedenken an "undurchsichtigen" Bonus- und Aktienpaketen, die mittlerweile oft Bestandteil der Bezahlung von Managern geworden seien. "Das birgt die Gefahr, dass die Vorstände nur noch die Kurse im Auge haben, um die eigenen Aktienoptionen möglichst gewinnbringend in Bargeld umwandeln zu können."

Der Siemens-Vorstandsvorsitzende Peter Löscher verurteilte im Interview mit der Süddeutschen Zeitung hohe Antrittsgelder und Abfindungen für Manager ohne Gegenleistung. Damit werde "nicht Erfolg belohnt, sondern Misserfolg bezahlt", sagte Löscher. Dies seien "Exzesse". Löscher wörtlich: "Manager dürfen die Bodenhaftung nicht verlieren."

Gleichzeitig rechtfertigte Löscher die bei seinem Wechsel vom US-Pharmakonzern Merck zu Siemens gezahlte Summe von acht Millionen Euro. "Ich habe kein Antrittsgeld bekommen", stellte Löscher fest. "Keinen Euro. Ich hatte Ansprüche im Rahmen meines Vertrags bei Merck, die Siemens abgelöst hat und die nun auf einem Sonderkonto bis zu meiner Pensionierung festliegen. Für dieses Geld habe ich gearbeitet. Wie könnte jemand von mir erwarten, dass ich fast über Nacht zu einer neuen Firma wechsle, wenn die mit meinen Ansprüchen beim alten Arbeitgeber nichts zu tun haben will?"

© dpa/AFP/AP/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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