Das Ende der Alleinherrschaft:Universal sucht Machtprobe mit Apple

Die Universal Music Group, der weltweit größte Musikvertrieb, weigert sich, Apple weiterhin mit Songs für iTunes zu beliefern. Die Branche möchte die Fesseln ablegen.

Moritz Jäger

Nach dem Run auf die langerwarteten iPhones von Apple schien es, als könne Apple-CEO Steve Jobs durch nichts und niemanden mehr aufgehalten werden. Doch wärend die Mobilfunkbranche noch gespannt auf die Verkaufszahlen der iPhones schielt, droht ausgerechnet aus der Musikindustrie Ungemach.

Apple Steve Steven P. Jobs Shadow Schatten

Der lange Schatten von Steven P. Jobs. Das Konterfei des CEO vor dem Firmenlogo von Apple Computers.

(Foto: Foto: dpa)

Die Universal Music Group gab jetzt bekannt, den jährlichen Exklusivvertrag über den Vertrieb der iTunes nicht verlängern zu wollen. Damit verlöre Apple nicht nur den Zugriff auf lukrative Universal-Stars wie U2 oder Amy Winehouse, sondern auch auf das gesamte Künstlerrepertoire von Plattenlabels wie Motown Records oder der renommierten Deutschen Grammophon, die ebenfalls unter dem Konzerndach Vivendi Universal veröffentlichen.

Verschmerzbarer Verlust?

Universal erhofft sich von dieser Ankündigung mehr Verhandlungsspielraum gegenüber Apple. Denn das Wohl und Wehe des Musikverlags hängt bei weitem nicht allein von der zahlungskräftigen iPod-Kundschaft ab: Zwar stammt jede dritte Neuveröffentlichung aus dem Hause Universal, der Verkauf von Musikdateien im iTunes-Format sorgt jedoch mit 200 Millionen Dollar nur für 15 Prozent des Umsatzes (erstes Quartal 2007).

Insgesamt dominiert Universal rund ein Viertel des weltweiten Musikgeschäfts, während Apple 75 Prozent des stetig wachsenden Geschäfts mit digitaler Musik hält. Sollten sich die beiden Platzhirsche also nicht über die Konditionen einigen können, wäre dies ein schmerzhafter, aber durchaus verkraftbarer Verlust für beide Parteien.

Für Brancheninsider kommt dieser Schritt nicht unerwartet: An der monopolartigen Position reiben sich die Plattenfirmen schon länger. Kritisiert wird vor allem die Preisbindung der iTunes bei 99 Cent (mit Kopierschutz) oder die Nicht-Kompabilität der iPods mit anderen Abspielsystemen (mp3-Player).

Allerdings sind sich auch die Experten nicht einig, ob der Weg, den jetzt Universal eingeschlagen hat, sinnvoll ist. Wenn deren Kunden verrückt nach iPods seien, schneide man sich womöglich ins eigene Fleisch, sagte Rechtsanwalt Ken Hertz gegenüber der New York Times.

Andere wiederum erhoffen sich eine Wiederbelebung des Wettbewerbs und eine Chance für andere Labels, sich dem Druck von Apple zu entziehen. Sony BMG Music Entertainment, die Nummer zwei nach Universal, hat den Vertrag mit Apple allerdings schon verlängert.

Friss oder stirb

Auch für die Zukunft des Mobilfunks könnte diese Entwicklung nicht ganz unbedeutend sein. In Deutschland stehen derzeit die Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 in Verhandlung mit Apple über die Exklusivvertriebsrechte am iPhone.

Apple trete dabei "unglaublich arrogant" auf, sagte Avi Greengart, Telekom-Analyst des Marktforschers Current Analysis vor kurzem der Netzeitung. Und auch Markus Eckstein von der Fachzeitschrift Connect resümmiert: "Normalerweise picken sich die Netzbetreiber die Handys raus, jetzt ist es umgekehrt."

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