Das Ding:Gabel mit Gehirn

Regelmäßig stellen wir ein Produkt vor, das interessant ist oder gerade nicht mehr. Dieses Mal: Besteck, das denkt und kommuniziert. Doch was sagen wohl die Kollegen in der Kantine dazu, wenn man das Besteck für 80 Euro auspackt?

Von lea hampel

Es gibt sie in grün, pink und weiß und ein wenig sieht sie aus, als wäre sie in einem Kindergarten gemopst worden, die "10S Fork". Die englische Bezeichnung und die irre modern wirkende Buchstaben-Zahlen-Kombination hat diese Gabel und ihr schneidender Begleiter einer für Besteck eher ungewöhnlichen Eigenschaft zu verdanken. Sie kommuniziert. Denn die Gabel vibriert und leuchtet, wenn der Nutzer spachtelt. Das soll den Nutzer daran erinnern, doch mal langsam zu machen.

Nun klingt das wie aus einem Science-Fiction-Film, aber zunächst auch gut. Zur Zeit wäre aus kulturpessimistischer Sicht ja eher mit einer Gabel zu rechnen, die Mails beantwortet. Dass sie nur gemütlichen Genuss fördert, ist da erfreulich.

Doch die Freude währt nur kurz. Nicht nur, weil das Produkt damit beworben wird, dass man auch Dauer der Mahlzeiten, die Phasen zwischen Happen und die Menge messen kann. Ist es so weit, merkt man es ohnehin meist am Bauch. Ebenso wenig erschließt sich die Funktion, dass man das, was man so erlebt hat beim Essen, seinen Freunden mitteilen kann, wenn man die Gabel an den Computer anschließt - auch wenn das zur Kindergartenoptik passt (Na, was gab's heute?).

Symbolbild Verbraucherangst durch Vogelgrippe

Noch sieht eine Gabel so aus, doch das könnte sich bald ändern.

(Foto: Peter Endig/dpa)

Die eigentlichen Absonderlichkeiten offenbaren sich, wird der Tag mit Gabel gedanklich durchexerziert. Was sagen wohl Kollegen, wenn statt des profanen Kantinenbestecks das 80 Euro teure Kästchen neben dem Teller liegt? Und im Restaurant, wo schnelles Essen erst recht verpönt und der Einsatz der Spezialgabel umso nötiger ist? Und was ist, wenn diese Produkt gewordene Kombination aus Elektronik und Selbstoptimierung sich auf andere Waren ausdehnt und wir nicht mehr nur per Kalendernotiz an unsere Optimierungsstrategien erinnert werden? Vibriert künftig die Computermaus, weil wir sie lange nicht bewegt haben? Brummt unser Kissen, wenn wir lange schlafen? Blinken die Laufschuhe im Flur aufgeregt vor sich hin, wenn wir auf der Couch gammeln? "Intelligent" sei die Gabel, heißt es in der Produktbeschreibung. Bleibt zu hoffen, dass die verbleibende Intelligenz des Nutzers noch reicht, um zu wissen, ob das gerade die Smartwatch, die Gabel oder doch einfach das Handy ist - wenn es irgendwo am Körper wieder brummt.

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