Wer die oberste europäische Bankenaufseherin besuchen will, im 14. Stock des Japan-Towers im Herzen der Frankfurter Innenstadt, der muss sich erst durch eine riesige eiserne Drehtür winden. Wird die Schlüsselkarte nur einmal falsch an den Scanner gehalten, blockiert die Tür sofort und der Sicherheitsdienst muss eingreifen. Zweifelsohne: All die brisanten Daten über Europas Banken, all die Akten, aber auch Danièle Nouy selbst und ihr Team - sie sind gut geschützt.
Seit zwei Jahren ist die 65jährige Französin Chefin der Europäischen Bankenaufsicht; ihr unterstehen gut tausend Aufseher. Im Japan-Tower sind sie provisorisch untergebracht, nicht weit vom alten EZB-Turm, aber nicht mehr in Sichtweite zur neuen EZB-Zentrale im Frankfurter Osten, wo die Geldpolitik gemacht wird.
Nouy empfängt in einem kargen Konferenzraum. Freizeit hat sie kaum. Sie ist eine Frau wie ein Ausrufezeichen, klein, zierlich, der blonde Bubikopf perfekt geföhnt. Auch an den Wochenenden, so sagt sie, schleiche sie sich oft ins Büro. Sie sei streng, gouvernantenhaft, humorlos, wird ihr oft nachgesagt. Im Gespräch jedoch zeigt sie eine andere Seite: Sie lacht, ist selbstironisch, erzählt anekdotenreich, vom holprigen Start ihrer eigenen Karriere vor über vierzig Jahren und davon, wie sie mit Bankern hart ins Gericht geht und diese sie trotzdem respektieren. Angst brauche übrigens niemand vor ihr haben - selbst Banker nicht: "Ich bin doch so klein und zierlich."
Fremdsprachen sind nicht gerade Nouys Stärke
Oft fühle sie sich sehr deutsch, sagt sie, auch wenn sie bedauert, die Sprache nicht zu sprechen. Ohnehin seien Fremdsprachen nicht ihre Stärke. "Franzosen meiner Generation sind ja leider nicht so gut in Fremdsprachen. Zum Glück bin ich hier als Bankenaufseherin rekrutiert worden, als Assistentin hätte man mich wohl nicht eingestellt".
Auch wenn noch nicht alle Probleme nach der Finanzkrise gelöst seien, habe sie "keinen Zweifel, dass wir jetzt mit der europäischen Bankenunion viel besser dastehen als zuvor". Bankkunden rät Nouy gleichwohl zu mehr Vorsicht bei der Auswahl der Bank. "Die Sparer sollten sich ihre Bank sehr sorgfältig aussuchen". Hintergrund seien die seit Jahresbeginn geltenden neuen europäischen Regeln für die Abwicklung von Instituten, die eine Haftung der Gläubiger und damit auch der Sparer beinhaltet, die mehr als 100 000 Euro auf dem Konto haben.
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