Dallmayr: Jetzt allein

Die Münchner Traditionsfirma trennt sich im wichtigen Kaffee-Geschäft von seinem Schweizer Partner Nestlé. Kaufpreis, Finanzierung desselben und Hintergründe des Deals sind bisher noch unklar.

Von Caspar Busse

Das Delikatessengeschäft in der Innenstadt nicht weit vom Marienplatz, seine malerische gelbe Stuckfassade, die etwas altmodisch wirkenden Schaufenster, das Gewusel im Inneren - all das ist weit über München hinaus bekannt. Dallmayr, das ist eine Traditionsfirma, die fast 300 Jahre alt ist. Rund 2,8 Millionen Besucher, darunter viele Touristen, kommen jedes Jahr in das Feinkostgeschäft Dallmayr.

Und doch ist die Alois Dallmayr KG, vollständig in Besitz der Familien Randlkofer und Wille, inzwischen viel mehr als das. Das Unternehmen erzielte zuletzt immerhin etwa 900 Millionen Euro Umsatz, auch international, und beschäftigt etwa 3500 Mitarbeiter in 16 Ländern. Es geht um Catering, Gastronomie, den Betrieb von 50 000 Automaten, und auch um Kaffee und Tee. Delikatessen stehen nur noch für etwa fünf Prozent des Geschäftes.

Erst im März ist Florian Randlkofer, 47, als persönlich haftender Gesellschafter an die Unternehmensspitze aufgerückt, als Nachfolger seiner Vaters Georg, der den Job 37 Jahre innehatte. Vier Monate später schon trifft der Sohn eine weitreichende Entscheidung. So trennt sich Dallmayr von seinem langjährigen Partner, dem Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé. Bislang betrieben Dallmayr und Nestlé gemeinsam das Röstkaffeegeschäft, den mit Abstand größten Bereich im Unternehmen. Nun kauft Dallmayr alle Anteile zurück. Der Kaffee-Umsatz liegt allein bei 500 Millionen Euro (Marken: Prodomo, Capsa, Crema d'Oro). Es werden mehrere Röstereien in Deutschland betrieben, die Produkte werden über den Lebensmittelhandel und direkt an Hotels, Bars und Restaurants verkauft. Die operative Zusammenarbeit mit Nestlé im Vertrieb soll fortgesetzt werden. Der Anteilsübergang erfolgt nach der Zusammenschlusskontrolle, hieß es. Wie Dallmayr den Kauf finanziert, blieb zunächst unklar, auch die Hintergründe des Deals sind unbekannt. Jedenfalls befreit sich Dallmayr von einem übermächtigen Partner, um künftig allein zu wirtschaften.

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