Daimler will Bonus an Fehlzeiten koppeln:Wenn Kranksein zum Verhängnis wird

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Wer wegen Krankheit nicht zur Arbeit erscheint, bekommt am Ende des Jahres weniger Geld. Das könnte zumindest bei Daimler in Zukunft so sein: Weil der Autokonzern sparen muss, will er Mitarbeitern den Jahresbonus kürzen, wenn sie häufiger krankgeschrieben sind. Der Betriebsrat reagiert empört.

Thomas Fromm

Anfang 2011, Konjunktur und Autowelt waren noch in Ordnung, belohnte der Autobauer Daimler seine Mitarbeiter mit einer üppigen Erfolgsbeteiligung. 3150 Euro wurden jedem der 165 000 Tarif-Mitarbeiter überwiesen - pünktlich zum 125. Geburtstag des Autos. "Die Mitarbeiter haben im vergangenen Jahr einen ganz wesentlichen Beitrag zum starken Comeback von Daimler geleistet und diese Erfolgsbeteiligung voll verdient", lobte Daimler-Chef Dieter Zetsche.

Fehltage durch Krankheit sollen in Zukunft von der Erfolgsbeteiligung abgehen. Das plant zumindest der Autobauer Daimler. (Foto: dpa)

Ein knappes Jahr später haben sich die Konjunkturaussichten auch für die Autoindustrie verschlechtert - und Erfolgsbeteiligungen sind nicht mehr ganz so selbstverständlich, da niemand sagen kann, wie erfolgreich man in einigen Monaten noch sein kann. Hinter den Kulissen verhandeln Konzern und Betriebsrat bei Daimler nun darüber, wie es mit der Ergebnisbeteiligung weitergehen soll.

Daimler-Betriebsratschef Erich Klemm nutzte nun seinen Weihnachtsgruß in der Dezember-Ausgabe der Mitarbeiter-Zeitung für das Pkw-Werk Sindelfingen dafür, um vor einschneidenden Änderungsplänen des Konzerns zu warnen. Die "Ergebnisbeteiligung des einzelnen Beschäftigten soll demnach künftig nicht mehr nur vom Unternehmenserfolg, sondern auch von seinem Einkommen und seinen Fehlzeiten abhängig gemacht werden", schreibt Klemm.

Mit anderen Worten: Wer künftig häufiger wegen Krankheit fehlt, könnte am Ende des Jahres weniger Geld bekommen. Für den Gesamtbetriebsrat sei dies "nicht vorstellbar". Aus Arbeitnehmerkreisen heißt es, die Vorschläge des Vorstands würden "kontrovers diskutiert"; allerdings gehe man davon aus, dass man die Umsetzung der Pläne verhindern könne. "Entschieden ist da noch nichts", heißt es. Ein Konzernsprecher meinte am Freitag, es handele sich bei dem Thema um "Spekulationen, die wir gar nicht weiter kommentieren".

Krankheitstage, von Erfolgsbeteiligungen abgezogen - es wäre ein neuer Weg, um individuelle Vergütungen zu regeln. Beim Ingolstädter Wettbewerber Audi etwa gibt es bereits ein ähnliches Verfahren, allerdings würde hier der "gesamte Krankenstand des Unternehmens eines Jahres" mit den Sonderzahlungen verrechnet, nicht die individuelle Anzahl an Fehltagen, erklärt ein Sprecher.

Weniger Diskussionsbedarf gibt es in Stuttgart beim Thema Korruptionsbekämpfung. Pläne, einen Anti-Korruptions-Knigge für die Mitarbeiter aufzulegen, werden von den Arbeitnehmern unterstützt. Christine Hohmann-Dennhardt, im Daimler-Vorstand für die Themen Recht und Integrität zuständig, kündigte im Handelsblatt einen neuen Verhaltenskodex als "Mischung aus Regeln und Beratung" an. "Wir wollen jetzt mit den Mitarbeitern über Integrität reden", sagte die Ex-Verfassungsrichterin.

© SZ vom 10.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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