Daimler und Tata:Das Ende einer langen Beziehung

Eine halbe Ewigkeit waren Daimler und der indische Autohersteller Tata über eine Beteiligung verbandelt. Jetzt trennen sich die Wege: Daimler braucht Geld.

Der Stuttgarter Autohersteller Daimler hat sich von seiner Beteiligung am indischen Autobauer Tata getrennt. Der Konzern verkaufte sämtliche Tata-Anteile von rund fünf Prozent, wie das Unternehmen mitteilte.

Der Verkauf spült rund 300 Millionen Euro in die leeren Kassen der Schwaben. Daimler hat das vergangene Jahr mit einem Verlust von 2,6 Milliarden Euro abgeschlossen. Als Käufer wurden verschiedene Investorengruppen genannt.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) werde im ersten Quartal um rund 265 Millionen Euro positiv beeinflusst, teilte Daimler weiter mit. Gleichzeitig hat der Konzern aber für das erste Quartal schon Belastungen aus seiner Beteiligung am Luft- und Raumfahrkonzern EADS angekündigt.

Rückstellungen wegen A400M

Wegen der Verzögerungen beim Militärtransporter A400M stellt EADS 1,8 Milliarden Euro zurück. Wie hoch die Auswirkungen auf den Stuttgarter Konzern sind, der einen bilanziell relevanten Anteil von 22,5 Prozent an EADS hält, soll erst am 27. April bei Vorlage der Quartalszahlen mitgeteilt werden.

Mit dem Verkauf zum jetzigen Zeitpunkt profitiere Daimler vom im vergangenen Jahr gestiegenen Kurs der Tata-Aktie, hieß es weiter.

Tata ist vor allem als Hersteller des Billigautos Nano bekanntgeworden, hat sich aber auch die britischen Traditionsmarken Jaguar und Land Rover einverleibt. Daimler begann 1954 die Zusammenarbeit mit Tata und hielt seit 1955 durchgängig Anteile am indischen Hersteller. Bei Fahrzeugen besteht aber keine Zusammenarbeit mehr.

Die grundsätzliche Indienstrategie des Konzerns ist nach Daimler-Angaben durch den Anteilsverkauf nicht in Frage gestellt. Im westindischen Pune wird unter anderem die Mercedes-Benz E- und S-Klasse gefertigt. Dort werden auch Lackieranlagen von Tata genutzt.

Im vergangenen Jahr verkaufte Daimler in Indien rund 3.200 Personenwagen. Im Südosten des Landes entsteht gerade ein Nutzfahrzeugwerk, in dem ab 2012 Lastwagen verschiedener Gewichtsklassen vom Band laufen sollen. Die Produktionskapazität soll bei bis zu 70.000 Fahrzeuge jährlich liegen.

Kooperation mit russischer Kamaz

Die Nutzfahrzeugpläne des Konzerns hatten sich in Indien aufgrund der Finanzkrise verzögert. Wegen finanzieller Probleme sprang auch der Wunschpartner Hero ab. Einen neuen Kooperationspartner hat Daimler bislang nicht benannt.

Westliche Automobilkonzerne schließen sich auf den Wachstumsmärkten häufig mit lokalen Herstellern zusammen, um bestehende Vertriebsnetze zu nutzen und damit die neuen Märkte schneller erschließen zu können. Daimler hat vor kurzem seine Beteiligung am russischen Marktführer Kamaz aufgestockt und will die Kooperation weiter ausbauen.

Bei den Personenwagen plant Daimler die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Hersteller BYD. Mit dem neuen Partner sollen unter einem neuen Markennamen Elektroautos für den chinesischen Markt entwickelt und gebaut werden.

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