Cromme: Umstrittene Personalie:Das Leiden der anderen

Siemens-Chefaufseher Cromme hat den Siemens-Manager Hiesinger zum neuen Vorstandschef bei Thyssen-Krupp gemacht. Hiesinger sollte nicht leiden - rechtfertigt sich Cromme.

Er gilt als einer der einflussreichsten Manager in Deutschland: Gerhard Cromme. In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Cromme den 49-jährigen Siemens-Manager Heinrich Hiesinger zum neuen Chef bei Thyssen-Krupp gemacht hat.

Cromme. AP

Die Siemens-Familie rechtfertigt die Entscheidung Crommes (Bild): "Es fällt zwar schwer, einen so fähigen Mann ziehen zu lassen. Aber sollten wir ihm den Weg ganz nach oben als Vorstandsvorsitzender eines seit langer Zeit Siemens freundschaftlich verbundenen Unternehmens versagen?"

(Foto: Foto: AP)

Pikant daran ist, dass Cromme sowohl Chefausseher bei Siemens als auch bei Thyssen-Krupp ist. Handelt es sich also um eine klassische Abwerbung? Und hat Cromme dabei gegen die Interessen von Siemens gehandelt?

Nein - behauptet Cromme in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Es sei keine Abwerbung gewesen. Die Personalie sei "einvernehmlich" und in "voller Transparenz" beschlossen worden.

"Vor dem Hintergrund der Alterspyramide bei Siemens schied für Herrn Hiesinger ein weiterer Aufstieg dort aus. Sollte er darunter leiden, dass ich Aufsichtsratsvorsitzender in beiden Konzernen bin? Das wäre doch absurd", sagte Cromme.

Siemens-Familie stellt sich hinter Cromme

Die Kritik des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft an seinem Vorgehen kann der langjährige Stahlmanager nicht nachvollziehen. "Die Stellungnahme geht völlig am Problem vorbei", sagte Cromme.

Die Ernennung Hiesingers sei in "voller Übereinstimmung mit dem Corporate- Governance-Kodex erfolgt". Cromme hatte als Aufsichtsratschef beider Konzerne den derzeitigen Siemens-Vorstand Hiesinger als künftigen Chef von Thyssen-Krupp installiert und war dafür heftig kritisiert worden.

Als vordringliche Aufgabe des neuen Chefs bei Thyssen-Krupp nannte Cromme die Verbesserung der Produktpalette des Konzerns. So müsse vor allem der "Technologiebereich" des Stahlriesen weiter ausgebaut werden.

Die Familie des Firmengründers Werner von Siemens stellte sich hinter Cromme. "Ich bin froh, dass Siemens einen Aufsichtsrat hat, der gut geführt ist und verantwortungsbewusst arbeitet", sagte Familiensprecher Gerd von Brandstein dem Nachrichtenmagazin Focus. "Das gilt an der Spitze und generell."

So sei das Gremium auch vorab in den Wechsel Hiesingers zu Thyssen-Krupp eingebunden gewesen. "Es fällt zwar schwer, einen so fähigen Mann ziehen zu lassen. Aber sollten wir ihm den Weg ganz nach oben als Vorstandsvorsitzender eines seit langer Zeit Siemens freundschaftlich verbundenen Unternehmens versagen?", zitierte der Focus Brandstein.

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