Contergan-Skandal:"Hoffe auf mehr als eine Entschuldigung"

Der Arznei-Hersteller Grünenthal hat dem Bundesverband Contergangeschädigter ein Gesprächsangebot gemacht. Verbandschefin Hudelmaier will darauf eingehen.

"Ich sehe es als Chance, als einen Strohhalm in einem großen Heuhaufen", sagte die Vorsitzende Margit Hudelmaier zu sueddeutsche.de. Sie wird das Gespräch zusammen mit dem Vorstand und den Beiratskollegen des Bundesverbandes Contergangeschädigter führen.

Es müsse aber über bloße Entschuldigungen hinausgehen, betonte Hudelmaier.

Dem Wunsch des Grünenthalchefs Sebastian Wirtz entsprechend soll der erste Dialog ohne Medienbegleitung geführt werden.

Vor einer Woche hatte der 37-jährige Enkel des Firmengründers der Grünenthal-Chemie erstmals einen Betroffenen per Brief zu einem Treffen eingeladen. Nach dem ARD-Themenschwerpunkt "Contergan" vor zwei Wochen war Grünenthal erneut in den Blickpunkt geraten.

Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre waren weltweit mehrere Tausend Kinder zum Teil schwer fehlgebildet auf die Welt gekommen, weil ihre Mütter während der Schwangerschaft das lange rezeptfreie Schlafmittel Contergan eingenommen hatten.

Nach einem Vergleich mit den Opfern hatte Grünenthal 1971 rund 110 Millionen Mark in die "Conterganstiftung für behinderte Menschen" eingezahlt, der Bund steuerte weitere 100 Millionen Mark bei.

Seit 1997 ist das Geld aufgebraucht. Der Fonds, aus dem die bundesweit noch etwa 2700 lebenden Betroffenen eine monatliche Rente von maximal 545 Euro erhalten, wird seither allein vom Bund finanziert.

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