Computerfirma Dell:Schicksalstag für das Wunderkind

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Michael Dell im Jahr 2011 (Foto: B. Mathur/Reuters)

Michael Dell verdiente Milliarden, als er seine Firma Dell verkaufte. In Zeiten des Tablets darbt der Computerbauer, deshalb will Dell das Unternehmen zurückkaufen. Jetzt entscheiden die Aktionäre über Dells Plan - doch er hat mächtige Widersacher.

Von Nikolaus Piper, New York

Michael Dell wird derzeit nicht müde, in aller Öffentlichkeit die Probleme zu betonen, in die seine Firma, sein Lebenswerk, geraten ist. Großaktionär Carl Icahn dagegen preist den Computerkonzern als wertvolles Unternehmen. Dell will die Firma von der Börse nehmen, Icahn will erreichen, dass der Konzern Aktien in großem Umfang zurückkauft - und so das Vermögen der Anteilseigner mehrt. Am Montag hat sich nun ein weiterer wichtiger Großaktionär gegen Firmengründer Dell gestellt: Er werde dessen Plan, die Firma für 24,4 Milliarden US-Dollar von den Anteilseignern zurückzukaufen, nicht unterstützen, sagte Brian Rogers, Chef des Finanzinvestors T. Rowe Price. Rogers hält 4,4 Prozent der Anteile an Dell. Das bedeutet zusätzliche Unsicherheit für die Zukunft des Computerherstellers.

Sollte die Hauptversammlung nicht noch verschoben werden, werden die Aktionäre an diesem Donnerstag über Michael Dells Plan entscheiden. Ihre Zustimmung gilt immer noch als wahrscheinlich - aber keinesfalls als sicher. An der Börse herrscht ein gewisses Misstrauen: Der Kurs der Dell-Aktie sank am Montag um 15 Cent auf 13,17 Dollar, er liegt damit knapp unter dem Preis, den Michael Dell den Aktionären anbietet (13,65 Dollar).

Karriere als Wunderkind

Der Streit verdeutlicht den Wandel der IT-Industrie und die Prinzipien der Aktienkultur in den USA - und darüber hinaus. Es ist wohl kein Zufall, dass im Mittelpunkt ein Genie der ersten Phase des Computerzeitalters steht. Michael Dell, heute 48, begann seine Karriere als Wunderkind. Mit 19 gründete er 1984 seine Firma. Die Idee: maßgeschneiderte PCs direkt an Kunden zu vertreiben, an Privatleute und an Firmen. Das machte Dell zu einem der erfolgreichsten Unternehmen der Branche.

Der Erfolg hielt so lange, wie der Absatz von Computern weltweit stieg. Das änderte sich im vergangenen Jahrzehnt. Die Leute begannen, statt PCs lieber Smartphones und Tablets zu kaufen, Dell verpasste den Anschluss. Das Geschäftsmodell des einstigen Pioniers war dabei, obsolet zu werden. Und noch immer verschlechtert sich die Lage auf dem Markt für Computer: Die Analysten von IDC berechneten, dass der weltweite PC-Absatz im zweiten Quartal um 11,7 Prozent zurückgegangen ist. Eine Besserung ist nicht in Sicht.

Dell will Neuausrichtung

In diesem Frühjahr zeigte Michael Dell nun, dass er entschlossen ist, sein Lebenswerk zu retten und seine Firma neu zu erfinden, wie es einst Steve Jobs bei Apple vormachte. Sein Programm: Statt PCs wird Dell den Unternehmen künftig die Ausrüstung für Cloud Computing liefern, Dienstleistungen, Netzwerke, Speicherplatz und Software. Dem Computer bleibt nur die Aufgabe, bei sinkenden Umsätzen die Erträge zu liefern, aus denen der Umbau finanziert wird. Bei der Neuausrichtung will Dell nicht dem Druck der Aktionäre ausgesetzt sein, er entschloss sich daher zu einer schuldenfinanzierten Übernahme. Als Partner gewann er den Finanzinvestor Silver Lake Partners.

Hier beginnen Grundsatzfragen der Aktienkultur. Kann ein Insider wie Dell sein Unternehmen vom Markt nehmen? Hat er nicht ein Motiv, die Firma schlechtzureden, um billig die Herrschaft zu übernehmen? Aktive Investoren versuchten, den Deal zu verhindern. Dells Gegner: Steve Schwarzman vom Finanzinvestor Blackstone und Carl Icahn. Nachdem Schwarzman im Frühjahr ausgestiegen war, blieben Icahn und sein Partner, eine Investmentfirma. Sie halten 12,8 Prozent der Aktien, Michael Dell 15,6 Prozent. Icahn bot an, 1,1 Millionen Aktien für 14 Dollar das Stück zu übernehmen und steigerte das Angebot am Freitag über ein Bezugsrecht auf einen Wert von 15,50 bis 18 Dollar. Die angesehene Beratungsgesellschaft Institutional Shareholder Services sprach sich trotzdem für Dells Angebot aus. Ein wichtiges Votum - der Angreifer Carl Icahn ließ sich nicht umstimmen.

© SZ vom 17.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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