Computer:Nur noch sichere Software

Lenovo verpflichtet sich nach "Superfish"-Debakel, bei dem Zusatzwerbung eingeblendet wurde, zu mehr Sorgfalt.

Von Helmut Martin-Jung, Washington

Die Margen sind klein im rückläufigen PC-Geschäft, jeder kleine Zuverdienst daher willkommen. Die Werbesoftware, mit der Lenovo, der größte PC-Hersteller der Welt, seine Gewinnspanne etwas vergrößern wollte, erwies sich jedoch als Sicherheitsrisiko für die Nutzer. Nun hat sich Lenovo gegenüber der US-Aufsichtsbehörde FTC verpflichtet, künftig bei seinen PCs auf die Installation von Programmpaketen zu verzichten, die die Sicherheit der Anwender gefährden könnten. Die FTC hatte eine Untersuchung gegen den chinesischen Konzern angestrengt, weil auf etlichen Lenovo-Laptops die gefährliche Werbesoftware "Superfish Visual Discovery" vorinstalliert war.

"Superfish Visual Discovery" ist ein Programm, das sich beim Internetsurfen in eine Verbindung einklinkt, um zusätzliche Werbung auf Webseiten einzublenden. Allerdings kann es sich auch in Verbindungen einschalten, die per SSL-Verschlüsselung geschützt sind. Und das, ohne dass die Nutzer etwas davon mitbekommen. Das stellte beispielsweise beim Onlinebanking eine Gefahr dar, weil die verschlüsselten Kanäle nicht mehr sicher waren.

Lenovo habe nicht nur die Privatsphäre der Verbraucher, sondern auch den Online-Sicherheitsschutz gefährdet, auf den die Verbraucher vertrauten, erklärte Maureen K. Ohlhausen, die amtierende FTC-Chefin. Im Rahmen des Vergleichs mit der FTC wurde es Lenovo untersagt, auf Laptops ungefragt Software vorab zu installieren, die Werbung beim Websurfen einschleust. Weiterhin verpflichtete sich Lenovo auf ein 20-jähriges Software-Sicherheitsprogramm für alle vorinstallierten Programme. Lenovo hatte bereits im Februar 2015 ein Säuberungsprogramm gegen die vorinstallierte Werbesoftware angeboten, nachdem die Sicherheitslücke bekannt geworden war. Neben Lenovo haben auch andere Hersteller wie Dell PCs mit der gefährlichen Superfish-Software ausgeliefert.

Meist ist die zusätzliche Software, die PC-Hersteller vorinstallieren, nur ein Ärgernis. Im Fachjargon werden diese Programme Bloatware - etwa Bläh-Software - genannt. Anders als auf Smartphones lässt sie sich auf Windows-Rechnern auch deinstallieren. Für Lenovo hatte sich die Vereinbarung mit Superfish nicht einmal gerechnet: Der Vertrag habe dem Konzern maximal 250 000 US-Dollar an Einnahmen beschert, berichtete im März 2015 das Wirtschaftsmagazin Forbes.

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