Commerzbank:US-Immobilienkrise belastet stärker als erwartet

Die Commerzbank muss weit mehr abschreiben als bislang gedacht. Die Anleger sind trotzdem begeistert.

Die US-Immobilienkrise hat bei der Commerzbank deutlichere Spuren hinterlassen als erwartet.

Deutschlands zweitgrößte Bank musste im dritten Quartal 291 Millionen Euro abschreiben, wie das Geldhaus am Dienstag in Frankfurt am Main mitteilte. Bisher war die Bank von Ausfällen in Höhe von 80 Millionen Euro ausgegangen. Die Commerzbank stellte zudem die personellen Weichen für die Nachfolge von Konzernchef Klaus-Peter Müller.

Der bisher für das Mittelstandsgeschäft zuständige Vorstand Martin Blessing soll die Commerzbank ab Mai 2008 leiten.

Trotz Millionenverlusten aus dem Geschäft mit Hypothekenkrediten bonitätsschwacher Hausbesitzer in den USA hat die Commerzbank im bisherigen Jahresverlauf gut verdient.

Privatkundengeschäft läuft gut

Dank positiver Steuereffekte und einem anhaltend guten Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden verbuchte die Bank von Juli bis September unterm Strich einen Gewinn von 339 Millionen Euro und damit 56 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. In den ersten neun Monaten erwirtschaftete sie mit 1,7 Milliarden Euro mehr als im gesamten Jahr 2006.

An der Börse wurden die Neuigkeiten aus Frankfurt am Main erleichtert aufgenommen.

Der Kurs der Commerzbank-Aktie drehte kurz nach Bekanntgabe der Zahlen ins Plus und setzte sich gar an die Spitze des Dax. In den vergangenen Tagen hatten Hiobsbotschaften zahlreicher großer Bankhäuser für Nervosität unter den Anlegern gesorgt.

Viele namhafte Institute mussten wegen der US-Immobilienkrise überraschend hohe Milliardenbeträge abschreiben.

Am Montag nahm der Chef der weltgrößten Bankengruppe, Citigroup, seinen Hut, nachdem das US-Haus zusätzlich bis zu elf Milliarden Dollar (7,5 Milliarden Euro) Verluste einräumen musste.

Im Vergleich dazu kam der Chefwechsel bei der Commerzbank zwar vorzeitig, aber wenig überraschend. Blessing galt bereits seit längerem als Kronprinz.

Aufgrund seiner Erfahrung bei der Unternehmensberatung McKinsey sowie im Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft der Commerzbank "verfügt er über die besten Voraussetzungen, um das Institut auf ihrem nachhaltigen Wachstumskurs weiter voranzubringen", lobte der amtierende Konzernchef seinen Nachfolger.

Müllers Vertrag lief eigentlich bis 2010, nun soll der 63-Jährige nach der Hauptversammlung im Mai 2008 in das Kontrollgremium wechseln. Es gilt als sicher, dass Müller dort den Posten des Aufsichtsratschefs übernehmen wird.

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