Commerzbank:Super-Boni? Nichts da!

Der Großaktionär Bund durchkreuzt die Vergütungspläne der Commerzbank, und der Vorstand muss sich bei der Hauptversammlung einige Kritik an seinen Gehaltsplänen anhören.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Wer es nicht besser wusste, hätte denken können, auf das Jahrestreffen einer Werbeagentur geraten zu sein und nicht auf die Hauptversammlung der Commerzbank. Deutschlands zweitgrößte Bank macht ja schon seit einiger Zeit mehr Furore mit schmissigen TV-Spots als mit überzeugenden Geschäftszahlen, und am Donnerstag legte Commerzbank-Chef Martin Blessing nach.

Bevor der Vorstandschef zu den Aktionären sprach, flimmerte in der Frankfurter Messehalle der neueste PR-Streifen über den Großbildschirm, wie immer mit Lena Kuske, jener Filialdirektorin aus Hamburg, die inzwischen bekannter ist als Blessing selbst. Kuske referierte zu schmissiger Musik über die Finanzkrise und darüber, welche Lehren die Commerzbank aus ihr gezogen habe. Natürlich durfte auch die Fußballnationalmannschaft nicht fehlen. Deren Premium-Partner ist die Commerzbank seit Längerem; der WM-Triumph von Rio ist wohl, wenn es nach Blessing geht, so etwas wie die logische Konsequenz dieser Zusammenarbeit.

Spätestens bei der Rede des Vorstandschefs wurde dann aber klar, dass zwischen ihm und der Nationalmannschaft noch eine Erfolgslücke klafft. 2014 sei ein Jahr der Umsetzung gewesen, sagte Blessing nüchtern. Für 2015 versprach er, wenn auch zaghaft, die erste Dividende seit 2007.

Die Aktionäre wussten das zu würdigen: Die Hauptversammlung verlief ruhiger als in den Jahren zuvor, als Blessing teils wüst beschimpft wurde angesichts des Kursverfalls.

Von jenen Anteilseignern, die sich ans Rednerpult vorwagten, gab es dennoch Kritik; vor allem an den Plänen des Vorstands, Topmanagern als Zuschlag zum Festgehalt die doppelte Summe Bonus zu zahlen. Zwar schreibt die Europäische Union als Lehre aus der Finanzkrise den Banken allenfalls ein Eins-zu-Eins-Verhältnis von variabler Vergütung und Grundgehalt vor; bei ausreichender Zustimmung der Aktionäre darf die Quote aber auch Zwei-zu-Eins betragen. So etwa hatte es die Deutsche Bank im vergangenen Jahr beschlossen.

"Sie sind der ungekrönte König der Anteilsverwässerung!"

Bei der Commerzbank lief das anders: Weil der Bund als größter Aktionär mit seinem Stimmrechtsanteil von 17 Prozent dagegen stimmte, nachdem er sich in den vergangenen Jahren auffällig zurückgehalten hatte, fiel der Bonusplan durch. Dafür wäre eine Dreiviertelmehrheit nötig gewesen. Zupass kam dem Bund, dass er angesichts der mäßigen Präsenzquote von 45 Prozent des Kapitals leichtes Spiel hatte.

Auf wenig Begeisterung stieß beim Aktionärsvolk, dass der Aufsichtsrat Blessings Bezüge gegenüber dem Vorjahr auf 2,7 Millionen Euro verdoppelte und ihm erstmals seit der Finanzkrise wieder einen Bonus zahlte. "Wir bekommen keine Dividende, aber Sie sollen einen Bonus bekommen!", hielt Klaus Nieding von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz der Commerzbank-Führung entgegen. Politisch unkorrekt, aber originell und zur Freude des Publikums verglich er die optisch aufgeblähte Commerzbank-Aktie mit dem Plastikbusen von TV-Trashlady Carmen Geiss. Vor einigen Jahren hatte die Commerzbank jeweils zehn Aktien zu einer zusammengelegt - ein elegantes Mittel, per Handstreich den Kurs zu verzehnfachen, ohne dass sich an den Geschäftszahlen etwas geändert hat. "Sie sind der ungekrönte König der Anteilsverwässerung!", sagte Nieding.

Zu Wochenbeginn hatte Blessing überraschend die noch gute Börsenstimmung ausgenutzt und die inzwischen zehnte Kapitalerhöhung seit seinem Amtsantritt 2008 durchgezogen, um das Eigenkapital zu stärken.

Wolfgang Aleff von der Gesellschaft für Wertpapierinteressen kritisierte derweil die 1,2 Milliarden Strafe, die die Bank zahlen muss, weil sie US-Sanktionen gegen Iran und andere Regime missachtet hat. Die "Pönale" entspreche einer Dividende von einem Euro je Aktie. "Das zeigt immerhin, dass die Bank wieder ausschüttungsfähig ist", rechnete Aleff vor.

Viel mehr als Galgenhumor bleibt den Commerzbank-Aktionären ja auch kaum. Außer natürlich das Wissen um die schönsten TV-Spots.

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