Commerzbank:Kleine Lichtblicke entfachen Begeisterung an der Börse

Nur ein Mini-Gewinn in den Monaten April bis Juni, für das gesamte Halbjahr sogar ein Verlust: Die Commerzbank steckt - mal wieder - im Umbau. Das drückt das Ergebnis nach unten. An der Börse gewinnt die Aktie trotzdem massiv hinzu.

Commerzbank-Chef Martin Blessing nennt 2013 ein "Übergangsjahr". Man nehme in Kauf, dass einzelne Maßnahmen mit "einmaligem Restrukturierungsaufwand oder höherer Risikovorsorge verbunden sind", so drückt es Blessing etwas technisch aus. Der Vorstandschef spricht außerdem von "Sondereffekten", die das laufende Jahr prägen und dem Abbau von "Altlasten". Man sei auf dem richtigen Weg und der Commerzbank gelinge die Neuausrichtung "in Teilbereichen sogar etwas schneller als geplant".

Will heißen, alles nicht so schlimm, auch wenn die aktuellen Zahlen nicht gut aussehen. Zwar hat die Bank von April bis Juni einen Mini-Gewinn von 43 Millionen Euro eingefahren. Für das gesamte Halbjahr ergibt sich allerdings ein Verlust von 51 Millionen Euro.

Im Vorjahr waren die Zahlen der zweitgrößten deutschen Bank noch deutlich besser gewesen. In der ersten Hälfte 2012 hatte die teilverstaatlichte Commerzbank einen Gewinn von 625 Millionen Euro eingefahren. Im zweiten Quartal hatte der Konzern damals einen Überschuss von 270 Millionen Euro erwirtschaftet.

Fokus auf Privatkunden

Vor allem zwei Gründe sind für den Verlust verantwortlich: Erstens der Rückzug aus dem Geschäft mit gewerblichen Immobilienfinanzierungen in Großbritannien - allein der ist für etwa 630 Millionen Euro Minus verantwortlich. Zweitens die Kosten für den derzeit laufenden Stellenabbau.

Die Commerzbank stellt sich derzeit strategisch neu auf und will vor allem ihr Geschäft mit Privatkunden stärken. Vor einigen Wochen hatte sie angekündigt, mehr als jede zehnte Stelle im Unternehmen streichen zu wollen. Insgesamt 5200 Arbeitsplätze sind davon betroffen.

Auch an der Konzernspitze soll gespart werden: Die Zahl der Vorstandsmitglieder soll von sieben auf fünf gesenkt werden. Welche Vorstandsmitglieder auf ihre Sitze verzichten müssen, gab die Commerzbank bislang aber noch nicht bekannt. Der Konzern wolle nach einvernehmlichen Lösungen mit den Managern suchen, deren Spitzenposten zur Disposition stehen.

An der Börse liegt die Aktie am Donnerstag zeitweise mit bis zu zehn Prozent im Plus. Ein Händler kommentierte den in dieser Höhe überraschenden Anstieg so: "Bei der Commerzbank wird jeder kleine Lichtblick mit Erleichterung quittiert".

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