Commerzbank:Enkel eines Bundesbankpräsidenten übernimmt

Swatch am Arm: Der neue Commerzbank-Chef Martin Blessing hat einen lockeren Umgang - und einflussreiche Verwandte.

Großvater Karl war Präsident der Bundesbank, Vater Werner Vorstandsmitglied der Deutschen Bank und nun übernimmt Martin Blessing den Chefsessel bei der Commerzbank.

Der 44-Jährige sitzt seit November 2001 im Vorstand der Bank und soll nach dem Willen des Aufsichtsrats die Führung des Instituts im Mai 2008 übernehmen.

Seine Erfolgsbilanz umfasst die Sanierung des Privatkundengeschäfts und später den Aufbau der Mittelstandsbank als dem inzwischen renditestärksten Segment des Instituts und die Expansion nach Osteuropa.

Ehefrau arbeitet bei Goldman Sachs

Der in Bremen geborene Blessing wird als zielstrebig, ehrgeizig, aber auch locker im Umgang und völlig unprätentiös beschrieben. Er trägt Swatch statt Rolex und Freundschaftsbändchen von seinen Töchtern.

Als Manko gilt seine - vor allem im Vergleich zu dem gerne mal saloppen Vorgänger Müller - eher behäbige Selbstdarstellung:"Blessing ist kommunikativ schwach, aber das weiß er auch und er wird daran arbeiten", sagen Weggefährte.

Konflikte scheut er nicht: Gehaltskürzungen und Stellenstreichungen bei der Sanierung der Commerzbank sorgten für Empörung auf der Arbeitnehmerseite.

Mit seiner Herkunft aus einer Banker-Dynastie habe Martin Blessing keine Probleme, heißt es aus seiner Umgebung. Er sei seinen eigenen Weg gegangen.

Nach einer Banklehre bei der Dresdner Bank studierte er Betriebswirtschaftslehre in Frankfurt am Main und in St. Gallen, wo er auch seine Frau Dorothee kennenlernte.

1988 erwarb er den Grad eines Master of Business Administration (MBA) an der Universität von Chicago.

Mit nur 31 Jahren wurde er Partner bei der Unternehmensberatung. 1997 kehrte Blessing zur Dresdner Bank zurück. Dort war er für das Privatkundengeschäft verantwortlich und stand von 2000 bis 2001 an der Spitze der inzwischen eingestellten Direktbank-Tochter Advance Bank.

Mit dem Finanzplatz Frankfurt ist der begeisterte Jogger und gelegentliche Marathon-Teilnehmer Blessing auch noch auf andere Weise eng verbunden. Seine Frau Dorothee, mit der er drei Töchter hat, ist Partnerin bei der Investmentbank Goldman Sachs in Frankfurt.

Ihr Bruder Axel Wieandt wiederum ist bei der Deutschen Bank für die Konzernstrategie zuständig. Der jüngere Bruder Carl Wieandt ist Partner bei McKinsey.

Und Blessings im Frühjahr verstorbener Schwiegervater Paul Wieandt, zuletzt Vorstandschef und Sanierer der Bank für Gemeinwirtschaft, galt als Graue Eminenz des deutschen Kreditwesens schlechthin, deren Rat in schwierigen Situationen immer wieder gefragt war.

(sueddeutsche.de/dpa/hgn/mah)

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