Commerzbank:Alles auf Gelb

Es gibt wohl kaum einen Finanzinvestor, der es derart auf den siechenden deutschen Bankenmarkt abgesehen hat, wie der US-Fonds Cerberus. Nun hat der klandestine Investor seinen Einfluss auf die Commerzbank ausgebaut.

Von Meike Schreiber

Frankfurt - Viel ist nicht bekannt über Cerberus, jenen US-Finanzfonds, der gerade massiv in deutsche Banken investiert. 2017 stieg Cerberus mit je fünf und drei Prozent bei Commerzbank und Deutscher Bank ein, zudem schickt sich der Fonds an, die HSH Nordbank zu übernehmen. Außerdem weiß man, dass Cerberus auch an einer Waffenfirma namens Remington und an einem privaten Militärdiensteanbieter beteiligt ist. Gründer Stephen Feinberg ist zudem vor Kurzem Chef einer unabhängigen Geheimdienstkommission im Weißen Haus geworden - ohne freilich sein Amt bei Cerberus ruhen zu lassen.

Abgesehen davon aber gibt sich der klandestine Fonds keine allzu große Mühe, zu erklären, was ihn am siechenden deutschen Bankenmarkt reizt. Presseanfragen bleiben in der Regel unbeantwortet, und auch sonst bevorzugt man den Hintergrund. Das geht soweit, dass der Fonds Insidern zufolge unlängst auf den Hauptversammlungen von Commerzbank und Deutscher Bank lediglich als Gast und nicht als Aktionär angemeldet war. Seine Stimmrechte übte Cerberus verdeckt über mehrere Depotbanken aus. Finanzkreisen zufolge wollte Cerberus damit offenbar unbedingt vermeiden, dass andere Anteilseigner aus dem Aktionärsregister ablesen können, wie hoch der Anteil wirklich ist. Zumindest bei der Commerzbank habe Cerberus höchstwahrscheinlich die jüngste Kursschwäche genutzt, den Anteil aufzustocken, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der SZ. Demnach halt der Fonds nun wohl "deutlich mehr als fünf Prozent" an Deutschlands zweitgrößter Privatbank, allerdings weniger als zehn Prozent. Ab dieser Schwelle müsste der Fonds den Zukauf der Finanzaufsicht melden und sich einer Prüfung unterziehen. Cerberus ließ eine Anfrage dazu unbeantwortet; die Commerzbank wollte sich nicht äußern. In jedem Fall weiten die Amerikaner ihren Einfluss bei der Commerzbank damit spürbar aus. "Cerberus hat einen sehr festen Plan", sagte ein Insider, ohne zu erläutern, welches dieser sei.

Womöglich setzt der Investor schlichtweg darauf, dass die Zinsen bald wieder steigen und die Banken dann mehr verdienen. Cerberus könnte die Aktien dann mit Gewinn verkaufen. Eine Komplettübernahme einer großen Bank wie der Commerzbank dürfte hingegen ausgeschlossen sein. Am Finanzplatz Frankfurt aber wird spätestens seit dem Einstieg auch darüber spekuliert, dass der Fonds langfristig einen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank vorantreiben will. Feinberg hatte dies Medienberichten zufolge zwar angeblich ausgeschlossen, als er im vergangenen Jahr einmal bei der Bundesregierung in Berlin und der Finanzaufsicht in Bonn vorstellig wurde. In Stein gemeißelt muss dies aber nicht sein. Vergangene Woche kursierten erneut Gerüchte, wonach die Deutsche Bank eine Fusion mit der Commerzbank auslotet, was von den Beteiligten zugleich zurückgewiesen würde.

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