Cisco-Präsident:"Die Digitalisierung wird alle Boote nach oben treiben"

Cisco-Präsident: Cisco-Präsident John Chambers.

Cisco-Präsident John Chambers.

(Foto: AFP)

Cisco-Präsident John Chambers sagt: Die USA sind das einzige Land, dessen Regierung keine Digitalstrategie hat. Nun setzt er alle Hoffnungen auf Donald Trump.

Von Caspar Busse und Ulrich Schäfer

John Chambers gilt als die graue Eminenz des Silicon Valley: Seit zweieineinhalb Jahrzehnten arbeitet er für Cisco, den größten Hard- und Softwarteausrüster des Internet, und war bis 2015 dessen Vorstandschef. Nun leitet er den Verwaltungsrat - und berät Regierungen in aller Welt, wenn es um die Digitalisierung geht. Auch die deutsche Kanzlerin.

Angela Merkel habe sehr früh verstanden, worum es gehe, sie habe eine klare Strategie, lobt Chambers die Kanzlerin im Gespräch mit der SZ. Seine Heimat dagegen, die USA, "seien das einzige Land auf der Welt", dessen Regierung "keine Digitalstrategie hat". Der bisherige Präsident Barack Obama sei "ein guter Mann, aber er hat nicht ausreichend auf die Digitalisierung reagiert und die Probleme unterschätzt".

Chambers sieht darin einen der Gründe, warum Donald Trump die Wahl gewonnen hat. Auch die Tech-Firmen in Kalifornien hätten den Kontakt zu jener vergessenen Mitte in Amerika, deren Arbeitsplätze verschwunden sind und die am Ende für Trump stimmte. "Hier hat das Silicon Valley versagt, und das sage ich auch allen meinen Kollegen. Wenn Menschen keinen Job mehr haben oder weniger verdienen, haben sie ein Problem. Und dann wächst die Wut. Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass alle profitieren, selbst wenn in den nächsten Jahren 40 Prozent aller Unternemen verschwinden werden." Es werde aber etwas Neues entstehen, neue Firmen, neue Jobs, und deshalb müssten Politik und Unternehmen vor allem im Bildung investieren: "Die Digitalisierung wird alle Boote nach oben treiben", sagt Chambers.

Der Cisco-Präsident, selbst ein bekennender Republikaner, hat bei den vergangenen Präsidentschaftswahlen erstmals nicht für einen republikanischen Kandidaten gestimmt. Nun aber, kurz vor der Amtseinführung, stellt er sich hinter den designierten US-Präsidenten: "Das Treffen der High-Tech-Vorstandsvorsitzenden mit Donald Trump im Dezember lief extrem gut", sagt Chambers. "Trump war unglaublich gut. Er war gut vorbereitet und hat sehr gut zugehört." Er gehe davon aus, dass Trump, so wie Merkel, nun auch eine eigene Digitalstrategie für die USA vorlegen werde. "Es ist meine Aufgabe und die von vielen anderen aus unserer Branche, dafür zu sorgen."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: