Chubby Checker gegen Hewlett-Packard:"Twist"-Sänger verklagt HP wegen Penisgrößen-App

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Die verlorene Ehre des Chubby Checker: Der Sänger des Welthits "Twist" verklagt Hewlett-Packard. Über dessen Betriebssystem lief eine App mit seinem Namen, die anhand der Schuhgröße von Männern ihre Penisgröße schätzte. Unter der Gürtellinie hört der Rock'n'Roll dann doch auf.

Eine Gruppe von Programmierern hat Aufklärung zu ihrem höchsten Ziel erklärt. Pubertäre Lacher zu ernten, ist aber auch nicht schlecht. Sie warben: "Mit 'The Chubby Checker' muss es keine Enttäuschung oder Überraschung mehr geben." Die Idee: Einfach die Schuhgröße eines Mannes ins Handy eingeben - und es berechnet die Maße seines Geschlechtsteils. Angeblich. Angeblich sogar genau. Nun erlebt die Computerfirma Hewlett-Packard, gerade mitten in Krise und Umbau, eine Überraschung wegen dieses Scherz-Programms ( hier eine veraltete Download-Seite). Der Rock'n'Roll-Sänger Chubby Checker verklagt den Konzern seinem Anwalt zufolge auf mehrere Millionen Dollar - weil ihm HP "irreparablen Schaden" zugefügt haben soll.

Bürgerlich heißt der 71-Jährige Ernest Evans, seinen Künstlernamen ließ er 1997 schützen. Mit seiner Cover-Version von "The Twist" machte er den gleichnamigen Tanzstil 1960 berühmt. Das Billboard Magazin erklärte das Lied zur erfolgreichsten Single im Zeitraum von 1958 und 2008. Seit Checker tanzt die Jugend wild. Diese Leistung hat er selbst schon mit der Erfindung des Telefons verglichen.

Durch die Penisgrößen-App (besonderes Feature: "Unterstützt Schuhvermessung verschiedener Regionen") fühlt der Sänger sein Vermächtnis beschmutzt. Reinigung sollen erklagte Dollars bringen. Doch die kleine Firma Magic Apps, welche die App programmiert hatte, existiert nicht mehr. Weil das Programm bis 2012 über HPs Palm-Betriebssystem für Smartphones und Tablets verfügbar war, verklagen Checkers Anwälte den Konzern.

Die Klage für Checker eingereicht hat Anwalt William Gary, der nicht nur für millionenschwere Prozesse gegen Großkonzerne wie Disney bekannt ist, sondern auch für seine beiden Privat-Boeings, Wings of Justice und Wings of Justice II. "Der Killer der Riesen" nennt er sich stolz.

Chubby Checker (links) am 29.08.1963 bei einem Auftritt im Münchner Zirkus Krone. (Foto: dpa / picture alliance / Georg Göbel)

Liest man die Pressemitteilung zur Klage, könnte man glauben, Anwalt Gary fühle sich persönlich gekränkt ob der verlorenen Ehre des Chubby Checker: "Wir können nicht tatenlos herumsitzen und zusehen, wie Technologie-Riesen oder irgendjemand sonst den Namen oder das Abbild einer unschuldigen Person ausbeutet, um Millionen Dollar zu verdienen."

Die Tech-Blogger von WebOSNation räumen der Klage kaum Chancen ein, die Anwalts- und Gerichtskosten würden die potentielle Entschädigung Checkers übersteigen. In dem Fall gehe es wohl eher um den Geltungs- und Profitdrang von Anwalt Gary, witzeln sie: "Wir werden allerdings nichts über seine Schuhgröße sagen."

HP soll laut Gary verantwortlich dafür sein, dass Menschen den Sänger mit "obszönen, sexuellen Bedeutungen" assoziieren könnten. Doch die Suchmaschinen im Netz vergessen nichts, und womöglich verbindet erst die Klage Checkers Namen unauflöslich mit der App. Gerade mal 84 Menschen hatten sie heruntergeladen, als es sie noch gab.

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