Chrysler auf Investorensuche:Wahlverwandtschaften in Detroit

Möglicherweise übernimmt GM Chrysler - und Daimler würde dafür GM-Anteile erhalten.

DaimlerChrysler könnte einem Zeitungsbericht zufolge beim US-Autokonzern General Motors (GM) einsteigen, sollte dieser Chrysler übernehmen.

Chrysler auf Investorensuche: undefined
(Foto: Foto: dpa)

Der deutsche Autobauer erwäge die Übernahme von GM-Anteilen anstelle einer Barzahlung für Chrysler, berichtete die Financial Times am Montag unter Berufung auf einen ungenannten DaimlerChrysler-Großaktionär, der sich auf Gespräche mit Top-Managern des deutschen Autobauers berief.

Demnach sprachen sich mindestens zwei der institutionellen DaimlerChrysler-Aktionäre für eine solche Lösung aus. Wie die Zeitung weiter berichtete, prüfe General Motors unter Leitung von Finanzvorstand Fritz Henderson einen Kauf von Chrysler. Sprecher der beiden Unternehmen dementierten laut "Financial Times" weiterhin, dass über einen Kauf verhandelt werde.

Zetsche löste Spekulationen aus

Schon in den vergangenen Tagen hatte es immer wieder Berichte über mögliche Chrysler-Interessenten gegeben. DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche hatte vor zwei Wochen nicht mehr ausgeschlossen, den kriselnden US-Autobauer Chrysler zu verkaufen.

Wie die Zeitung Detroit News am Sonntag in ihrer Onlineausgabe berichtete, hätten einige private Investoren und Autohersteller bereits vertrauliche Daten über die US-Sparte von DaimlerChrysler erhalten. Ein Team von Chrysler- Managern und- Spezialisten sei gebildet worden, um Anfragen potenzieller Käufer zu beantworten. Das Unternehmen nahm dazu keine Stellung.

Das Team hätte ein detailliertes Prospekt erstellt, das die Vermögenswerte, Schulden und zukünftigen Produktpläne und Verkaufsprognosen von Chrysler enthalte. Laut Zeitung soll dieses Dokument an große Investmentfirmen wie Cerberus Capital, Apollo Managment, die Carlyle Group und die Blackstone Group gehen, aber auch an konkurrierende Autohersteller.

Kommt eine Zerschlagung von Chrysler?

Ein von der Zeitung zitierter Analyst glaubt, dass Investmentfirmen wie Cerberus und Apollo Chrysler als attraktiven Sanierungskandidaten ansehen könnten, der später verkauft oder zerschlagen werden könnte. Eine zweite Option sei der Verkauf einer wiederbelebten Chrysler-Gruppe an einen anderen Autohersteller oder eine Zerschlagung ihrer Marken und Operationen für Einzelverkäufe.

Um das Risiko zu mindern, könnte eine Investmentfirma auch gemeinsam mit einem etablierten Autohersteller Chrysler kaufen. Der private Investor würde Kapital zur Verfügung stellen, während der Autokonzern mit Chrysler bei Autoplattformen und in der Produktion zusammenarbeiten könnte. Die Chrysler-Minivans und die Jeep- Architektur wären wertvoll für Konkurrenten wie GM, schrieb die "Detroit News".

Volkswagen, Renault, Nissan, Fiat und Hyundai hatten in den vergangenen Tagen bereits erklärt, kein Interesse an Chrysler zu haben. Chrysler hatte im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von mehr als 62 Milliarden Dollar wegen des schwachen nordamerikanischen Autogeschäfts einen operativen Verlust von 1,5 Milliarden Dollar verbucht und soll mit Hilfe eines neuen Restrukturierungsprogramms wieder auf Vordermann gebracht werden. Dabei sollen 11.000Arbeiter und 2000 Angestellte in Nordamerika ihre Stellen verlieren.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: