China:Lauter Siebenstellige

Die Hauptstadt des Geldes ist nicht New York oder London, sondern Peking. Ausgerechnet in der smoggeplagten chinesischen Kapitale leben besonders viele Reiche. Insgesamt verfügen 1,6 Millionen Chinesen über mindestens zehn Millionen Yuan.

Von Christoph Giesen, Peking

Die Hauptstadt des Geldes ist nicht mehr New York. Oder London. Nein, es ist Peking. Ausgerechnet in der smoggeplagten chinesischen Kapitale leben so viele Dollar-Milliardäre wie nirgendwo sonst auf der Welt. Derzeit sind es 94 Milliardäre. In der gesamten Volksrepublik (Hongkong nicht eingerechnet) sollen es sogar 609 Männer und Frauen sein, deren Vermögen mindestens zehnstellig ist. In den Vereinigten Staaten, lange Zeit Hort der Ultrareichen, leben 553 Milliardäre, 56 weniger als in China.

Aber auch bei den Siebenstelligen, den Millionären, hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Einer aktuellen Studie zufolge hat sich die Zahl der Millionäre in China in den vergangenen zehn Jahren verneunfacht. 2016 verfügten mehr als 1,6 Millionen Chinesen über ein Anlagevermögen von mindestens zehn Millionen Yuan (etwa 1,3 Millionen Euro). Das geht aus einer Umfrage hervor, die die Unternehmensberatung Bain Consulting gemeinsam mit der China Merchants Bank, einem Institut aus Shenzhen, durchgeführt hat. Der Gesamtwert des Privatvermögens stieg demnach auf umgerechnet mehr als 21 Billionen Euro. Die Wachstumsrate von zuletzt 21 Prozent im Jahr werde sich 2017 auf voraussichtlich 14 Prozent verlangsamen. Grund sei vor allem das sich abschwächende Wirtschaftswachstum, heißt es in der Studie.

In den vergangenen Jahren haben sich auch die Ziele der Millionäre verschoben. 2009 standen die Vermögensbildung und Lebensqualität im Vordergrund. Mittlerweile gehe es meist um die Sicherung und Vererbung des Vermögens. Eine der beliebtesten Methoden unter chinesischen Millionären scheint dabei übrigens die Flucht ins Ausland zu sein. Kapital aus der Volksrepublik floss vor allem nach Hongkong, in die Vereinigten Staaten, nach Australien und Kanada.

Mehr als die Hälfte der reichen Chinesen investiert inzwischen einen Teil des Geldes außerhalb Chinas. Das ist bemerkenswert, denn die chinesischen Kapitalverkehrskontrollen gehören zu den schärfsten der Welt. Normalerweise dürfen pro Jahr nicht mehr als 50 000 Dollar pro Person die Volksrepublik verlassen. Der Kreativität der Reichen sind jedoch kaum Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, Geld außer Landes zu bringen. Wer eine eigene Firma hat, schummelt ein wenig beim Import. Es wird mehr überwiesen, als die Waren wert sind, die Differenz wandert dann auf ein Konto im Ausland. Auch Kunst wird deshalb gerne und oft gekauft.

2011 investierte laut Studie noch nicht einmal jeder fünfte chinesische Millionär im Ausland. Es hat sich also etwas deutlich verschoben.

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