Cebit:Mobilfunk als Festnetz-Alternative

Die Geschäftsführer von O2 und E-Plus telefonierten auf der Cebit schon lustvoll mit UMTS-Handys herum - auf den Markt freilich kommen diese Geräte erst später. Zunächst einmal soll der Mobilfunk fast so günstig werden wie das Festnetz.

Von Judith Raupp

E-Plus und O2 haben auf der Cebit erste Dienste der neuen Mobilfunkgeneration angekündigt. Handys kommen allerdings erst später auf den Markt. Mit Sondertarifen und alternativen Technologien machen die Mobilfunker dem Festnetz immer mehr Konkurrenz.

Cebit: Rudolf Gröger, Deutschland-Chef von O2, telefoniert nicht mit Uwe Bergheim ...

Rudolf Gröger, Deutschland-Chef von O2, telefoniert nicht mit Uwe Bergheim ...

(Foto: Foto: dpa)

Datendinste als Wachstumsfaktor

"Sprachtelefonate bleiben der stärkste Umsatzträger", erklärte Guy Demuynck, Chef der KPN-Mobilfunksparte. Die niederländische KPN ist der Mutterkonzern der Düsseldorfer Mobilfunkgesellschaft E-Plus. Datendienste bringen E-Plus derzeit 16 Prozent des Umsatzes. Bis 2007/08 sollen es 25 Prozent sein. Dienste wie Musik oder Videos herunterladen, E-Mails verschicken oder im Internet surfen steigern die Margen mehr als Sprachtelefonate.

Im Juni führt E-Plus eine UMTS-Steckkarte für Laptops ein. Sie erlaubt den schnellen Internetzugang ohne Kabel und ohne Handy. Zum Preis machte E-Plus-Chef Uwe Bergheim keine konkreten Angaben. Man denke über einen Pauschaltarif für die Übertragung von einem Gigabyte nach. UMTS-Handys werde E-Plus im Sommer einführen.

UMTS werde auch das mobile Portal I-Mode leistungsfähiger machen. Derzeit habe KPN eine Million I-Mode-Kunden, knapp die Hälfte davon in Deutschland. Ende 2004 werde E-Plus in 300 Städten UMTS-Netze haben. Von 2003 bis Ende 2005 investiere die Gesellschaft 1,1 Milliarden Euro in die Infrastruktur.

Sprachgeschäft wird forciert

Die künftigen mobilen Dienste haben eine neue Diskussion um den Datenschutz ausgelöst. Wer sie nutzt, wird lokalisiert. Die Daten werden gespeichert. Angesichts der steigenden Gefahr durch Terroristen wollen die Politiker diese Informationen nutzen und sehen die Mobilfunkindustrie als Datenlieferantin.

Bergheim erklärte im Gespräch mit der SZ, dass die Kosten für die Speicherung deutlich gestiegen seien: "Sie sind keine banale Größe mehr". E-Plus sei darüber im Gespräch mit dem Gesetzgeber. Ungeachtet der neuen Technologie rüstet E-Plus auch das herkömmliche Netz auf.

Im vergangenen Jahr hat sich das Unternehmen den Ausbau 200 Millionen Euro kosten lassen. In diesem Jahr sollen es nochmals so viel sein. E-Plus forciert das traditionelle Sprachgeschäft. Mit dem Sondertarif von drei Cent pro Minute macht das Unternehmen gezielt den Festnetzgesellschaften Konkurrenz.

Ähnlich verfährt die Münchner Mobilfunkgesellschaft O2 mit dem Produkt Genion. Dabei kann man von zu Hause aus zu Festnetz-Tarifen telefonieren. Genion wird im Herbst mit UMTS aufgerüstet. Das soll den Zugang zum Internet am Computer ohne Festnetzanschluss erlauben.

Als erstes UMTS-Produkt bringt O2 im April eine Laptopkarte für 285 Euro auf den Markt. Frühstarter Vodafone verlangt 359 Euro. Auch bei den monatlichen Pauschalpreisen für die Datenübertragung liegt O2 unter den Vodafone-Tarifen. Zehn Megabyte kosten zehn Euro, 50 Megabyte 25 Euro und 150 Megabyte 50 Euro. Dazu kommt eine Grundgebühr von 4,27 Euro. Anders als Vodafone bietet O2 keine zeitabhängigen Tarife als Alternative an. Sie gelten in der Branche als kundenfreundlicher.

Ziel ist Platz drei

Mit UMTS-Handys will O2 im zweiten Quartal kommen. Für die Datenübertragung bietet das Unternehmen Pauschaltarife pro Datenpaket von 2,95 Euro für Musik bis 4,95 Euro für Multimedia oder das Surfen an. Alternativ gibt es Minutenkontingente für 14,95 Euro je 50 Minuten pro Monat bis 89,95 Euro je 500 Minuten.

Im Herbst führt O2 eine UMTS-Weiterentwicklung des Handy-Portals O2 Active ein. Es soll dem Aussehen und der Funktionsweise von Portalen ähneln, wie man sie von den Festnetz-Computern kennt.

E-Plus wie O2 guten Mutes

Peter Erskine, Chef der britischen O2-Muttergesellschaft MMO2, betonte, dass die Gesellschafter mit dem Deutschlandgeschäft sehr zufrieden seien. O2 sei auf dem besten Weg, die Nummer drei zu werden. Diesen Platz belegt derzeit E-Plus mit mehr als acht Millionen Kunden. O2 hat mehr als fünf Millionen.

Bergheim kommentierte das Streben von O2 gelassen: "Die hätten die Nummer drei werden können, wenn sie die Fusion mit uns nicht abgelehnt hätten. Einen anderen Weg sehe ich für O2 nicht, die Nummer drei zu werden."

Erskine betonte nach den gescheiterten Gesprächen, dass MMO2 für Fusionen offen sei, aber nicht als Ziel verfolge. KPN-Mobile-Chef Demuynck sagte der SZ: "Wir machen jetzt kein neues Angebot und wir planen keine feindliche Übernahme." Der Deal sei nicht nur am Preis gescheitert.

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