C&A:Endlich eine Bank

Mehr als nur Kleidung: Bei C&A gibt es jetzt auch Zinsen.

Stefan Weber

Erst waren es vor allem die Autohersteller, die mit dem Einstieg ins Geldgeschäft den etablierten Anbietern Konkurrenz machten. Jetzt taucht wieder ein mächtiger und branchenfremder Mitbewerber für Banken und Sparkassen auf: Der Einzelhandel entdeckt das Geschäft mit Versicherungen, Krediten und anderen Finanzprodukten.

Dabei geht es den Ladenbetreibern nicht nur darum, die eigene Vertriebskraft einzusetzen, um für Dritte beispielsweise Rechtsschutzpolicen zu verkaufen, wie es seit kurzem die Lebensmittelkette Penny für die Arag-Versicherungsgruppe macht. Oder Autopolicen, wie sie der Kaffeeröster Tchibo bereits seit einigen Jahren in seinen Filialen anbietet - zunächst in Zusammenarbeit mit der Axa-Versicherungsgruppe, später dann als Partner des Direktversicherers Asstel.

Ratenkredit bis 75.000 Euro

Der Handel drängt nun vielmehr auf eigene Rechnung in das Finanzgeschäft: So hat der Textilfilialist C&A bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) eine Banklizenz beantragt. Mit der C&A Bank GmbH verfolgt der hinter Karstadt-Quelle, Otto und Metro viertgrößte Bekleidungshändler in Deutschland ehrgeizige Ziele.

"Das ist kein Marketinggag, sondern ein langfristig angelegtes Engagement in Richtung Versicherungs- und Bankdienstleister", betont Oliver Prill. Bis vor kurzem war er bei Royal Bank of Scotland für das Konsumentengeschäft verantwortlich, jetzt lenkt er die neuen Aktivitäten von C&A.

Der Modehändler will in seinen 380 Läden schon bald ein umfangreiches Angebot von Finanz- und Versicherungsleistungen vorhalten. Den Anfang machen Kfz-Policen, die in Zusammenarbeit mit dem führenden Direktversicherer DA Direkt vertrieben werden. Im Frühjahr 2007 sollen Ratenkredite bis zu 75.000 Euro hinzukommen.

Möglichst keine Erklärungen

Etwa alle sechs Monate, so kündigt Prill an, werde C&A künftig sein Finanzsortiment erweitern. Die Produkte müssen nach seinen Worten vor allem zwei Bedingungen erfüllen: Sie sollen wenig erklärungsbedürftig und für ein großes Publikum von Interesse sein.

Lebensversicherungen werden aber ebenso wenig darunter sein wie Baufinanzierungen oder Wertpapiere. Dies auch deshalb, weil der Verkauf der Finanzprodukte vorläufig ausschließlich über Internet und Telefon erfolgt.

C&A will allerdings nicht ausschließen, dass besonders geschulte Mitarbeiter Versicherungen und Ratenkredite später auch in den Filialen anbieten. Entsprechende Tests laufen.

Wer wissen möchte, welche Finanzprodukte C&A in den nächsten Jahren möglicherweise anbieten wird, den verweist Prill auf den britischen Einzelhändler Tesco. Das Unternehmen gilt als einer der führenden Verkäufer von Versicherungen und Bankdienstleistungen in Großbritannien. Im Angebot sind dort neben Autopolicen und Ratenkrediten auch Hausrat- und Reiseversicherungen, Kreditkarten sowie einfache Geldanlagen.

"Wir werden nicht die Hausbank der Kunden ersetzen und wollen auch nicht das laufende Kontogeschäft betreiben", heißt es bei C&A. Zielgrößen werden nicht genannt. Prill betont jedoch, dass das Finanzgeschäft schon bald einen ordentlichen Beitrag zum Ergebnis leisten soll. Die Kunden sollen durch "sehr aggressive Preise" gelockt werden - ein Versprechen, das C&A bei der Autoversicherung einlöst. Die Konditionen sind nach eigenen Angaben etwa 30 Prozent niedriger als bei der Konkurrenz.

Bei seiner Kalkulation hat der Modehändler einen wichtigen Wettbewerbsvorteil: C&A muss nicht bis zu 100 Euro aufwenden, um einen neuen Kunden zu gewinnen, wie dies bei etablierten Anbietern von Finanzprodukten bisweilen üblich ist. Stattdessen versucht die Textilgruppe, mit geringem Einsatz ihre bestehenden Kundenkontakte zu nutzen. Das sind nicht wenige. Jeden Tag besuchen etwa eine Million Menschen die 380 Filialen von C&A.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: