C&A:Billig wird noch billiger

Das Modeimperium C&A drängt mit dem neuem Textildiscounter Avanti in die deutschen Innenstädte.

Caspar Dohmen

Der Elektronikhändler Saturn hat kürzlich seine jahrelange Werbekampagne mit dem Slogan "Geiz ist geil" eingestellt, auch, weil mehr Kunden beim Einkaufen wieder auf die Marke anstatt auf den Preis schauen.

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(Foto: Foto: ddp)

Gleichwohl wachsen die Marktanteile der Billiganbieter in Deutschland, ob im Lebensmittel- oder Elektronikhandel, bei Baumärkten oder Textilien - dieser Trend hält schon seit Jahren an. Vor diesem Hintergrund gründet das Modeimperium C&A, welches der weit verzweigten Familie Brenninkmeijer gehört, nun eine eigene Billigkette.

Geplant sei der Start unter dem Namen Avanti im Frühjahr 2008, sagte ein Konzernsprecher am Freitag. Die ersten Filialen sollen frühestens im März in Augsburg und mitten im Ruhrgebiet in Gelsenkirchen entstehen. Dabei sollen die Verkaufsflächen der Filialen jeweils etwa 2000 Quadratmeter groß sein. Bereits seit einiger Zeit habe der Modekonzern nach neuen Handelsformen für den europäischen Modehandel gesucht, sagte der Sprecher. Avanti sei die Antwort.

Der Familienkonzern mit seinen Zentralen in Düsseldorf und Brüssel stößt damit in den attraktiven Markt der Textildiscounter vor.

Hohe Margen

Hier expandieren Anbieter wie die zum Tengelmann-Konzern gehörende Kik oder die im Besitz von Finanzinvestoren befindliche Takko bereits seit Jahren aggressiv in Stadtrandlagen, erzielen dabei zweistellige Umsatzzuwächse und hohe Erträge - die Margen von bis zu neun Prozent liegen um ein Mehrfaches über denen des herkömmlichen Einzelhandels.

Anders als die beiden etablierten Textildiscounter drängt C&A mit seinen neuen Avanti-Filialen in die Innenstadtlagen. So solle in Köln im Jahr 2009 ein Laden in der Haupteinkaufsstraße Hohe Straße eröffnet werden, sagte der Sprecher. Angesichts deutlich höherer Mieten für Läden in den Innenstädten- gegenüber Stadtrandlagen - dürften die Kunden bei Avanti höhere Preise zahlen müssen als bei den anderen Textildiscountern, die teils schon T-Shirts für einen Euro anbieten.

Der C&A-Konzernsprecher spricht denn auch lieber von preisgünstigen Angeboten, nicht von Billigangeboten. Allerdings gibt sich der Konzern wortkarg, wenn es um die genaue Ausgestaltung von Avanti und deren Abgrenzung zu C&A geht. Schließlich hat sich das Unternehmen mit seinen 1200 Filialen in Europa ebenfalls als preisgünstiger Anbieter positioniert. Auch über weitere Details wie den Auftritt in den Läden schweigt der Konzern.

Verglichen mit Lebensmitteldiscountern gibt es noch erhebliches Marktpotential für Textildiscounter. Während Aldi & Co. auf einen Marktanteil von 40 Prozent kommen, sind es bei den Textildiscountern gerade erst zehn Prozent. Branchenexperten sehen gute Chancen, dass sich C&A ein gutes Stück von diesem Markt sichert. Die neue Konkurrenz dürfte vor allem das klassische Textileinzelhandelsgeschäft und die Warenhäuser unter Druck setzen.

Anfang des Jahrhunderts steckte C&A noch in einer Krise, zog sich im Jahr 2001 aus Großbritannien und Dänemark zurück und schloss dort alle Filialen. Zudem musste der Modekonzern in Deutschland seine Marktführerschaft abgeben. Im Jahr 2002 ging es dann voran, auch dank einer Werbeoffensive und neuer flexibler Verkaufskonzepte, die von den großen Häusern für die ganze Familie bis hin zu Spezialgeschäften für Kinder- oder Damenmode reichen.

Schon seit geraumer Zeit geht C&A bei seiner Wachstumsstrategie neue Wege. So bietet das Unternehmen seinen Kunden seit zwei Jahren Finanzprodukte an, von diesem Monat an unter dem Label C&A Money auch Dispokredite.

Dies ist bereits das dritte Finanzprodukt nach dem Verkaufsstart von Autoversicherungen im Jahr 2006 sowie dem Verkauf von Ratenkrediten nach der Gründung einer eigenen Bank Anfang 2007. Mit den Finanzprodukten startet C&A ebenso wie mit Avanti auf dem deutschen Heimatmarkt. Gleichwohl wolle der Konzern damit ins europäische Ausland gehen, heißt es bei dem Unternehmen.

Bislang ist das Modeunternehmen mit seinen 34000 Mitarbeitern in 16 europäischen Ländern aktiv. Zuletzt konnte es in seinem Kerngeschäft beim Umsatz um 8,4 Prozent auf 5,65 Milliarden Euro zulegen.

Selbst in dem von Preiskämpfen geprägten deutschen Markt legte die Kette um vier Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zu. Da die Konkurrenz nur halb so schnell wuchs, stieg der Marktanteil von C&A leicht um 0,3 Prozentpunkte auf 8,5Prozent.

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